Relativ positive Aussichten für den Getreidemarkt, freundliche Signale für die Rapspreise. Dieses Fazit zog der Marktanalyst Jan Peters Anfang Juli beim agrarfax-Vorerntegespräch.
Spielt das Wetter mit, dann steht die Welt vor einer Rekordernte. Rund 790 Mio. t Weizen werden Landwirte rund um den Globus aller Voraussicht nach ernten – so viel wie nie zuvor. In Europa deutet sich zwar keine geschichtsträchtige Erntebilanz an. Mit 127 Mio. t Weizen fällt die Prognose aber um ca. 9 Mio. t höher aus als im Jahr zuvor. Dieser Überschuss wird vermutlich komplett in den Export fließen, der maßgeblich die Preise hierzulande bestimmt.
China saugt die Märkte leer
In „normalen Jahren“ würde die Aussicht auf eine hohe Getreideernte die Kurse deutlich eintrüben. Allerdings sei Chinas Hunger auf Getreide ungebremst. Daher rechne er auch nicht mit einem Absturz der Preise. Auf die Frage eines Lesers, welche Strategie die richtige sei, wenn die Kurse direkt nach der Ernte trotz aller Prognosen stark einbrechen, riet Peters von Panikverkäufen ab. Die meisten Landwirte hätten mit bis zu 35% relativ viel der neuen Ernte über Vorkontrakte vermarktet. Daher gebe es keinen Grund für einen vorschnellen Verkauf der restlichen Mengen. „Beobachten Sie stattdessen den Markt“, so Peters. Gute Preise ließen sich aber oft erst ab Dezember erzielen. Bis dahin werde, wie in den Jahren zuvor, vor allem Getreide aus der Schwarzmeerregion die deutschen Exporte ausbremsen.
Für den Rapsmarkt sind die Signale ähnlich gut, wenn auch verhaltener. Viele Landwirte hätten bis zu 60% der anstehenden Ernte vermarktet, teils zu Preisen von über 500 €/t (ex Ernte, ab Hof). Das sei angesichts des Preisverfalles in den vergangenen Wochen die richtige Entscheidung gewesen. Nun gelte es wie beim Weizen abzuwarten. „Denken Sie aber jetzt über eine Preisabsicherung für die Ernte 2022 nach“, sagte Peters. Preise von 430 bis 440 €/t ab Hof seien durchaus attraktiv.
Dünger nach Bedarf kaufen
Mit dem Anstieg der Preise sind auch die Kosten für Dünger und Pflanzenschutzmittel explodiert. Schuld daran gab Peters der Industrie, die ohne Not an der Preisschraube gedreht habe und so einen Teil der Gewinne vom Landwirt abschöpfe.
Der Branchenkenner rechnet allerdings mit einer leichten Entspannung für die kommenden Monate. Das gelte auch für die Dieselkurse. Obschon die CO2-Steuer zum Ende des Jahres noch einmal zuschlage, riet er den Zuschauern: „Kaufen Sie nach Bedarf ein. Vorkontrakte würde ich nicht abschließen. Warten Sie damit ab!“
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diethard.rolink@topagrar.com