Die nach der Schließung des Tönnies-Werkes in Rheda-Wiedenbrück entstandenen Überhänge am deutschen Schlachtschweinemarkt werden zunehmend kleiner. Diese sind nur noch regional im Nordwesten vorhanden; im Süden Deutschlands fehlen laut Analysten tendenziell schlachtreife Tiere.
Laut der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) ist „ein geräumter Markt in greifbarer Nähe“. Dann dürfte hierzulande, wie bereits in den südlichen Ländern der Europäischen Union, auch der Weg für anziehende Schweinepreise frei sein.
Am vergangenen Mittwoch (19.8.) ließ die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) bei einem zunehmend ausgeglichenen Markt ihre maßgebliche Notierung für Schlachtschweine noch einmal mit 1,47 €/kg Schlachtgewicht (SG) unverändert.
Über die Fleischnachfrage gab es zuletzt unterschiedliche Angaben. Während einige Vermarkter von Nachfragrückgängen aufgrund der Hitzewelle berichteten, war anderen Marktteilnehmern zufolge eine leichte Belebung durch Urlaubsrückkehrer zu spüren. Insgesamt ist das Angebot wegen der eingeschränkten Kapazitäten durch Corona-Hygienemaßnahmen und Personalengpässen nicht zu groß, und die Wiederzulassung von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück für Exporte nach China dürfte den Markt zusätzlich entlasten.
Der globale Vertriebsleiter Fleisch bei Danish Crown (DC), Lars Albertsen, berichtete, dass der Absatz an den Food-Service wegen der Corona-Folgen noch immer schwach sei, während die Nachfrage des Lebensmittelhandels zugenommen habe. Insgesamt gebe es eine recht ausgeglichene Situation am EU-Schweinefleischmarkt.
Dem Unternehmen zufolge sollte das coranabedingt geschlossene Werk in Ringstedt am vergangenen Freitag wieder die Produktion aufnehmen, mit verringerter Kapazität. Die Schlachtung von rund 100.000 Schweinen habe auf diese Kalenderwoche verschoben werden müssen. Den Auszahlungspreis für seine Schweinelieferanten ließ DC mit umgerechnet 1,41 €/kg SG stabil.
Steigende Notierung in Frankreich und Italien
In Belgien erhalten die Mäster diese Woche unverändertes Geld: gleiches gilt für Spanien. Bei den Iberern verhinderte laut Mercolleida der Preisabstand zu anderen Ländern einen Notierungsanstieg, der vom knappen Lebendangebot her gerechtfertigt wäre. In Frankreich sorgten hingegen die traditionellen Verkaufsaktionen zum Urlaubsende im Handel für eine größere Nachfrage nach Schlachtschweinen, die aber nur begrenzt und mit stetig abnehmenden Gewichten zur Verfügung standen. Die Folge war ein Anstieg der Notierung am Marché du Porc Breton um 4,1 Cent auf 1,336 €/kg SG ohne Zuschläge.
Weiter nach oben ging es erneut mit den Schlachtschweinepreisen in Italien, und zwar um 4,2 Cent/kg Lebendgewicht (LG). Seit Mitte Juni hat die italienische Notierung um 39 Cent/kg LG oder 42 % zugelegt, nachdem sie zuvor wegen der Corona-Probleme von Anfang März bis Mitte Juni um 57 Cent/kg eingebrochen war.
Vorjahrespreis deutlich unterschritten
In der Woche zum 16. August hatten die Schlachtschweinepreise laut Kommission recht stabil tendiert. Im Mittel der 27-Mitgliestaaten wurden für Tiere der Handelsklasse E 150,87 €/100 kg SG gezahlt; das waren 0,16 Euro oder 0,1 % weniger als in der Vorwoche. Genau ein Jahr zuvor hatte das Preisniveau allerdings mit etwas mehr als 180 €/100 kg um fast 30 € oder gut 19 % höher gelegen.
Im Berichtszeitraum wurden Abschläge für Schlachtschweine zwischen 1,0 % und 1,3 % aus Kroatien, Ungarn, Rumänien und Polen gemeldet. Die Mäster in Finnland, Portugal, Luxemburg, Estland und Belgien mussten mit 0,4 % bis 0,8 % geringere Abzüge hinnehmen. In den Schweinehochburgen Deutschland, Dänemark, Frankreich und den Niederlanden wurden von den Schlachtern unveränderte Preise gezahlt.
Dagegen konnten sich die Erzeuger in Österreich und Spanien über Zuschläge von 0,9 % beziehungsweise 1,3 % freuen. Am kräftigsten nach oben ging es mit den Schlachtschweinepreisen in Litauen mit 2,2 % und in Lettland mit 3,5 %.