Der Regensburger Agrarwissenschaftler Prof. Gunther Hirschfelder geht davon aus, dass die aktuelle Krisensituation den Absatz von Ökolebensmitteln nachhaltig beeinträchtigen wird. Im Interview mit AGRA-EUROPE hatte Hirschfelder in der vergangenen Woche festgestellt, dass Ökolebensmittel im Zuge der allgemeinen Lebensmittelinflation für viele Verbraucher im Vergleich zu konventionellen Produkten zu teuer geworden sind. Das werde die Ökoerzeuger schwächen und zum Teil auch bedrohen, warnte der Wissenschaftler.
Konsum von Bioobst gestiegen
Zumindest, was den Absatz von Bioobst angeht, bekommt Hirschfelder allerdings Widerspruch vom Präsidenten des Europäischen Bioobst Forum (EBF), Fritz Prem. Er verweist gegenüber top agrar auf das Marktinformationssystem seines Verbandes, das „mit wirklich belastbaren Daten von unseren Meldern unterlegt ist“ und deshalb laut Prem genauere Absatzinformationen liefert als die Tools anderer Marktforscher.
Nach den Ergebnissen des EBF-Panels ist der Konsum bei Bioäpfeln in Europa je nach Region zwischen 2 % und 7 % gestiegen, während der Konsum von konventionellen Äpfeln in Europa stagniert und teilweise sogar leicht zurückgeht.
Wie Prem erläutert, haben sich die Umsätze mit Bioobst im Biofachhandel, der Ab-Hof-Vermarktung und auf Wochenmärkten nach dem „Coronaboom“ wieder normalisiert und sind hier annähernd wieder bei den Vorkrisenzeiten angekommen. Im Gegensatz dazu hätten die Umsätze vor allem bei den Discountern mit etwas niedrigeren Verkaufspreisen im Zuge der aktuellen Krise stärker zu gelegt, betonte der EBF-Präsident. Wenn ein „uninformierter Statistiker“ jetzt die Durchschnittspreise runterdividiere, kommt er auf einen nicht so stark gestiegenen Konsumentenpreis und schließe daraus fälschlicherweise auf eine Delle beim Umsatz mit Ökoprodukten, so Prem.