Der Brexit dürfte für die britischen Verbraucher aller Voraussicht nach teuer werden. Laut einer von Arla Foods in Auftrag gegebenen Studie der London School of Economics ergeben sich wegen des steigenden Abfertigungsaufwands im Warenverkehr auch im besten Szenario erhebliche Zusatzkosten.
Selbst im Fall einer Einigung zwischen der britischen Regierung und der Europäischen Union auf ein Freihandelsabkommen wird der zusätzliche finanzielle und bürokratische Aufwand mit umgerechnet 4,4 Mrd. € pro Jahr beziffert.
Deutlich teurer werde es im Fall eines „No-Deals“, wenn echte Zölle anfallen, heißt es in der Analyse. Die Ökonomen gehen beim No-Deal von einem drastischen Rückgang der britischen Importe aus der EU aus, die heute beispielsweise noch rund 40 % aller Lebensmitteleinfuhren ausmachen.
Sollte bis zum endgültigen Austritt Großbritanniens keine Einigung über die künftigen Handelsbeziehungen erzielt werden, könnten die Nahrungsmittelimporte des Vereinigten Königreichs nach Einschätzung der Forscher mittelfristig um fast zwei Drittel einbrechen. Selbst bei einem Freihandelsabkommen wird mit einem Rückgang um gut ein Fünftel gerechnet. Damit verbunden wären voraussichtlich steigende Lebensmittelpreise für die britischen Verbraucher.
Der Molkereikonzern Arla, der einen beachtlichen Teil seines Umsatzes im Vereinigten Königreich erzielt, sieht den Brexit daher in jedem Szenario als erhebliche Bedrohung für die eigenen Geschäfte und wirbt daher zumindest für den Abschluss eines Freihandelsabkommens.
Britische Marktanalysten halten es für denkbar, dass viele Unternehmen einen Teil ihrer Produktion aus der EU nach Großbritannien verlagern könnten, um die Warenumschlagkosten an der Grenze zu vermeiden. Nach ihrer Einschätzung dürfte dies jedoch kurzfristig nicht funktionieren, da der Aufbau zusätzlicher Kapazitäten mehrere Jahre dauern würde. Der Brexit wird daher so oder so spürbare Folgen an den Märkten nach sich ziehen.