In einigen Regionen Niedersachsens sowie in Bayern und am Niederrhein sind die ersten Landwirte mit der Spargelernte gestartet. An Standorten mit bestimmten Wärmesystemen oder Dreifachabdeckung konnten sie die ersten weißen Stangen stechen. Sollte das warme Wetter anhalten, könne es aber auch nicht mehr lange dauern, bis auch auf den übrigen Feldern die Erntesaison beginnt, heißt es in einer Meldung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK). Verbraucher könnten also an den Ostertagen mit ausreichend Spargel auf dem Teller rechnen.
Das anhaltend gute Wetter lässt voraussichtlich auch das Angebot steigen, was sich auf den Verkaufspreis auswirken kann. Dieser war 2021 durch ein wetterbedingt geringeres Angebot zu Ostern höher als in den Vorjahren. „Wahrscheinlich werden wir in diesem Jahr etwas geringere Preise haben“, meint Claudio Gläßer von der Agrarmarkt-Infomations-Gesellschaft (AMI) gegenüber der dpa.
Rahmenbedingungen sind nicht optimal
Trotz optimaler Witterungsbedingungen für den Erntestart sind die Rahmenbedingungen für die Betriebe aktuell schwierig. Fred Eickhorst, Geschäftsführer und Vorstandssprecher der Vereinigung der Spargel- und Beerenbauern in Niedersachsen vermutet durch den Ukraine-Krieg, ein verändertes Kaufverhalten der Kunden. Vor dem Hintergrund der gestiegenen Preise sei noch nicht klar, ob sich viele das „Luxusgemüse Spargel gönnen werden“, so Eickhorst gegenüber der dpa. Inwiefern sich die Krise auf die Saisonarbeitskräfte auswirke, sei ungewiss. Er rechnet damit, dass möglicherweise Arbeiter aus dem polnisch-ukrainischen Grenzgebiet nicht kommen werden.
Die Coronapandemie sehen die Experten der LWK aktuell nicht als Problem an. Zum einen seien sowohl die Betriebe als auch die Mitarbeiter mittlerweile an die strikten Hygienekonzepte gewöhnt. Zum anderen sei aktuell keins der Länder aus denen Saisonarbeitskräfte kommen als Risikogebiet eingestuft.
Preise sind noch ungewiss
Die LWK vermutet außerdem, dass die Öffnung der Gastronomie zu einem Plus im Spargelverkauf gegenüber dem vergangenen Jahr führen wird. Dennoch machen sich auch für die Betriebe steigende Lohn-, Energie- und Düngerkosten bemerkbar. Im Rahmen eines Beitrages des MDR Thüringen befürchtet Karl-Walter Hecht von der Agrargesellschaft Herbsleben deshalb, dass die Preise trotz hohem Angebot weiter ansteigen können. Er bezweifelt, dass Verbraucher höhere Preise aktuell zahlen würden.
Laut Statistischem Bundesamt lag die deutschlandweite Anbaufläche von Spargel 2021 bei etwa 25.700 ha. Ertragsfähig waren davon 22.300 ha. Im Vergleich: 2020 lag die Gesamtanbaufläche bei 25.900 ha bzw. 22.400 ha „im Ertrag“. Allein 5.000 ha der deutschen Spargelanbaufläche liegt in Niedersachsen, verzeichnet das Landesamt für Statistik Niedersachsen. Dort stehen zur aktuellen Saison 4.500 ha im Ertrag, was den Spargel zur flächenstärksten Kultur des Bundeslandes macht.