Die erste Ernteschätzung des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV) für das Jahr 2025 gibt Grund zur Zuversicht für die Landwirtschaft, insbesondere im Hinblick auf die prognostizierte Getreideernte. Trotz der Unsicherheiten, die die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump auf den weltweiten Märkten für Getreide und Ölsaaten mit sich bringt, zeigt sich insbesondere bei den Anbauflächen ein positiver Trend.
Anbaufläche wächst
Die Anbauflächen für Getreide sind im Vergleich zum Jahr zuvor um gut drei Prozent auf 5,9 Mio. ha gestiegen. Guido Seedler, Getreidemarktexperte des DRV, lobt diese Entwicklung: „Das ist ein gutes Signal für die Ernteerwartungen, da diese sich aus der Fläche mal Ertrag zusammensetzt.“ Die Getreideernte wird mit 42 Mio. t prognostiziert, ein Zuwachs von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei Raps hingegen, dessen Anbaufläche leicht gesunken ist, wird eine Ernte von aktuell 4 Mio. t erwartet.
US-Zollpolitik wirkt auf Märkte
Die Zollpolitik der USA sorgt für Verunsicherung auf den Märkten. Laut Seedler sind die Marktteilnehmer aktuell vorsichtig und fahren „auf Sicht“. Entscheidend für die Versorgungslage werden die möglichen Gegenreaktionen der EU auf die US-Zölle sein. Besonders der Körnermais-Markt könnte bei Gegenmaßnahmen betroffen sein, da Deutschland im Gegensatz zu Weizen, bei dieser Kultur Nettoimporteur ist.
Seedler beruhigt jedoch: „Höhere Getreidepreise führen nicht automatisch zu steigenden Verbraucherpreisen bei Brot- und Backwaren.“ Deutschland ist bei Weizen Nettoexporteur, und die Rohstoffkosten bei Backwaren liegen im niedrigen Cent-Bereich. Sollten die Brotpreise steigen, wäre dies eher auf erhöhte Energie-, Bürokratie- und Lohnkosten zurückzuführen.
Forderungen nach verstärkter heimischer Produktion
Angesichts der globalen Marktbedingungen fordert der DRV eine verstärkte Anstrengung zur Steigerung der heimischen Getreideproduktion. Diese Maßnahme würde insbesondere Schwellen- und Entwicklungsländern zugutekommen, die auf den Weltmarkt angewiesen sind. Seedler betont, dass die landwirtschaftlichen Flächen langfristig gesichert werden müssen: „Statt immer mehr neue Solaranlagen auf Ackerflächen zu errichten, sollte eine stärkere Vernetzung und ein Ausbau der Speichertechnologie erfolgen.“