Börsen brauchen Geschichten, die die Kurse in Bewegung bringen. Das gilt auch für die Pariser Euronext bzw. Matif. Dort haben Gerüchte über ein eventuelles Auslaufen des Abkommens über den humanitären Korridor, der der Ukraine den Agrarexport auf dem Seeweg ermöglicht, zu anziehenden Kursen für Brot- und Futtergetreide geführt. Unterstützt wurde dieser Trend durch Spekulationen über eine erneute Dürreperiode in Südamerika, die dort die Ernte schmälern könnte.
Leider spiegeln die realen Kassapreise in Deutschland die höheren Börsenkurse bislang kaum wider. Denn die meisten Händler und Verarbeiter wähnen sich vorerst auskömmlich versorgt. Allerdings haben sich nur die Wenigsten bereits genug „Rohstoff“ gesichert, um bis zur Ernte 2023 über die Runden zu kommen. Haken Sie als Landwirt die Vermarktungssaison 2022/23 also noch nicht ab.
Raps: Wann ziehen die Kassapreise nach?
Im Gegensatz zu den Terminkursen in Paris, die während der vergangenen Woche gestiegen sind, treten die realen Erzeugerpreise für Raps weitgehend auf der Stelle. „Die meisten Ölmühlen mauern, weil sie schon über relativ große Vorräte verfügen und überdies auf günstige Importware spekulieren“, erklärt ein Branchenkenner. Letzteres könne sich allerdings ändern, falls Moskau das Abkommen über ukrainische Agrarexporte auf dem Seeweg nicht verlängert.