Die Weizen- und Maisproduktion der Ukraine dürfte in diesem Jahr erneut sinken. Davon geht der Ukrainische Getreideverband (UGA) aus. Erwartet würden derzeit 16 Mio. t Weizen und 18 Mio. t Mais, sagte der Leiter des ukrainischen Getreideverbandes (UGA), Nikolay Gorbachov, vorvergangene Woche am Rande der Pariser Getreidekonferenz von Argus Media, einem Anbieter von Energie- und Rohstoffpreis-Benchmarks.
18 Mio. t Getreide sind "Best Case"
Diese Prognosen sind laut Gorbachov ein Best-Case-Szenario. Sollten die klimatischen Verhältnisse den Beständen zusetzen oder die Landwirte in größere finanzielle Schwierigkeiten geraten, sei durchaus mit noch kleineren Erntemengen zu rechnen. „Für die Landwirte wurde es unrentabel, Getreide zu produzieren. Deshalb haben sie ihre Anbauflächen verkleinert“, sagte der Marktexperte.
Anbauflächen verkleinert
Auch beim Mais dürfte das Areal jetzt kleiner ausfallen als 2022. Die Unterbrechung des Exporthandels nach dem Einmarsch Russlands habe dazu geführt, dass viele Landwirte mit Verlust produzierten. Das Aufkommen an Weizen hatte im vergangenen Jahr nach ukrainischen Angaben bei rund 19 Mio t gelegen; das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) bezifferte die Erntemenge auf 20,5 Mio t.
Im Jahr zuvor, also vor dem russischen Angriff, hatten die ukrainischen Landwirte noch die Rekordmenge von 33 Mio t Weizen eingebracht. An Mais waren 2022 insgesamt rund 23,1 Mio t von den Feldern geholt worden, nach 41,9 Mio t im Jahr zuvor. Insgesamt könnte die ukrainische Getreide- und Ölsaatenproduktion nach Schätzungen der UGA von rund 67 Mio t im Jahr 2022 und etwa 106 Mio t im Jahr 2021 in diesem Jahr auf 50 Mio t zurückgehen.
Mais noch nicht komplett geerntet
Nach Angaben von Gorbachov ist Mais derzeit von den finanziellen Zwängen der Ackerbauern besonders betroffen, da der Anbau, die Trocknung und der Transport relativ teuer seien. Zudem seien geschätzte 10 % der Maisfelder des vergangenen Jahres immer noch nicht geerntet, da die Landwirte auf das Abtrocknen der Felder warteten.
Dem Verbandschef zufolge ist es der Ukraine in der Saison 2022/23 bisher gelungen, etwa 30 Mio t Getreide und Ölsaaten über den mit Russland ausgehandelten Schwarzmeerkorridor sowie über alternative Routen durch die Länder der Europäischen Union zu exportieren. Von Russland verzögerte Schiffskontrollen im Getreidekorridor und eine wenig effiziente Logistik auf alternativen Routen verursachten jedoch hohe Kosten, die sich auf die Erzeugerpreise auswirkten.
Exporthindernisse beseitigen
Unterdessen versucht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, das Abkommen zum Export von Getreide aus den Schwarzmeerhäfen seines Landes auf die Häfen in der Region Mykolajiw auszuweiten. Das sagte er am Montag vergangener Woche (30.1.) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. Es sei sehr wichtig, den Export von Lebensmitteln aus Odessa und anderen ukrainischen Häfen zu steigern, hob Selenskyj hervor. Ziel sei es, alle Hindernisse zu beseitigen, die den Schiffsverkehr einschränkten. Der Staatschef dankte Dänemark für den Beschluss, sich der Initiative „Grain from Ukraine“ anzuschließen. Die Initiative zielt darauf ab, den Ländern zu helfen, die am stärksten von den Auswirkungen der russischen Invasion auf die weltweite Nahrungsmittelversorgung betroffen sind. Selenskyj hatte mit der dänischen Ministerpräsidentin unter anderem den Seehafen der südukrainischen Stadt Mykolajiw besucht.