2018 ist ein Hauspreis-Jahr. Was haben die großen Schlachter gegen den VEZG-Preis? Fünf Fragen an Clemens Tönnies.
Wie entscheiden Sie im eigenen Haus, ob Sie dem VEZG-Preis folgen oder nur einen Hauspreis zahlen?
Tönnies: Unsere Einkaufs- und Vertriebsfachleute analysieren ständig den Markt im In- und Ausland. Die Schweinepreise in China, der Wettbewerb mit den USA oder Währungsschwankungen fließen dort mit ein. Der Absatz in Deutschland ist nicht mehr allein entscheidend.
Warum sind die Hauspreise der großen Schlachtunternehmen immer gleich hoch?
Tönnies: Das Vorgehen des Wettbewerbs kann und werde ich nicht kommentieren. Aktuell ist zu viel Schweinefleisch auf dem Weltmarkt. Bei aller Anspannung blicken wir aber zuversichtlich nach China und Hongkong und hoffen auf höhere Preise und die Hongkong-Öffnung ab Ende des Jahres.
Gilt ein Hauspreis für alle Lieferanten oder gibt es einen „Treue“- oder „Mengen“-Bonus für bestimmte Lieferanten?
Tönnies: Unser Ziel ist eine langfristige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den landwirtschaftlichen Erzeugern.
Inwieweit hängen die Verkaufspreise für das Fleisch vom Vereinigungspreis ab? Kann ein höherer Einkaufspreis die Preise im Verkauf stützen?
Tönnies: Der VEZG-Preis ist die wichtigste Markteinschätzung in Deutschland und für uns überwiegend bindend. Manchmal müssen wir davon abrücken. Wenn die Fleischpreise sinken, können wir nicht mehr für die Schlachtschweine zahlen.
Wie soll sich die Preisfindung in Deutschland weiterentwickeln?
Tönnies: Wir wollen das System weiterentwickeln und Preise auch über mehrere Wochen festlegen. Marktteilnehmer hätten dann mehr Planungssicherheit. Der LEH fordert ohnehin immer mehr langfristige Kontrakte. Wir wollen mit Erzeugervertretern über langfristige Kontrakte mehr Ruhe und Verlässlichkeit in den Schweinemarkt bekommen.