Die Europäische Kommission schätzt die gegenwärtige Marktlage für die meisten landwirtschaftlichen Produkte in der EU als ausgeglichen beziehungsweise positiv ein. Dies gelte vor allem für Milch sowie für Rind- und Schweinefleisch, berichtete EU-Agrarkommissar Phil Hogan Anfang vergangener Woche anlässlich des Agrarrats in Luxemburg.
Herausforderungen gebe es dagegen bei Zucker, in Teilen bei Obst und Gemüse sowie bei Oliven, erklärte der Ire. Die Preise für Zucker seien spürbar gesunken. Obwohl die europäische Zuckerproduktion in der Kampagne 2018/19 niedriger ausgefallen sei als erwartet, sei ein positiver Effekt auf die Preise ausgeblieben, stellte der Agrarkommissar fest.
Problematisch seien vor allem die hohen Lagerbestände verbunden mit einer weiterhin hohen globalen Zuckerproduktion. Der Zuckerpreis in der EU habe zwischen Dezember 2018 und Februar 2019 mit durchschnittlich rund 314 Euro pro Tonne auf dem niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt gelegen, so Hogan.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner verwies auf die bedingt durch die niedrigen Erlöse schwierige Lage der Zuckerwirtschaft. Bei dem Ministertreffen ging die deutsche Ressortchefin auch erneut auf die Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der EU ein. Sie kritisierte die gekoppelten Zahlungen für den Rübenanbau in anderen Mitgliedstaaten sowie die unterschiedliche Handhabung von Notfallzulassungen für bestimmte Pflanzenschutzmittel zur Beizung des Rübensaatguts. Unterstützung erhielt Klöckner dabei von ihrem Pariser Amtskollegen Didier Guillaume.
„Schlupfloch“ im Vertragswerk
Erfreuliches aus Sicht der Landwirte konnte Hogan über den Schweinemarkt berichten. Für Schlachtschweine sei der EU-Durchschnittspreis in den vergangenen vier Wochen um insgesamt 9 % gestiegen; das Vorjahresniveau werde mittlerweile um 4 % übertroffen. Beim Rindfleisch sei die Lage zwar stabil.
Sorgen mache man sich hier aber weiterhin im Hinblick auf den Brexit, erklärte der Agrarkommissar. Ein ungeordneter Austritt des Vereinigten Königreichs, der nach wie vor nicht auszuschließen sei, könne hier schnell zu massiven Problemen führen. Irlands Landwirtschaftsminister Michael Creed verwies auf bereits eingetretene negative Effekte aufgrund der Unsicherheit rund um den Brexit. Polen befürchtet negative Folgen für seinen Schweinefleischexport. Die Niederlande wiederum sorgen sich um ihre Geflügelfleischausfuhren in das Vereinigte Königreich.
Mit Blick auf den Geflügelfleischmarkt teilte der Agrarkommissar derweil mit, dass die Ukraine nicht länger ohne Begrenzung Ware in die EU liefern könne. Hogan räumte ein, dass hier beim vertieften und umfassenderen Freihandelsabkommen (DCFTA) mit der Ukraine ein „Schlupfloch“ im Vertragswerk bestanden habe. Mittlerweile hätten sich aber beide Seiten auf eine jährliche Freihandelsquote von bis zu 70 000 t Geflügelfleisch geeinigt.