Der Handel mit Jungbullen läuft seit Wochen nicht. Die Nachfrage ist gering, und das Angebot nimmt in einigen Regionen sogar zu. Auch am Donnerstag dieser Woche gaben die Notierungen der VEZG weiter nach und liegen für den R3-Bullen im Schnitt bei 4,60 € pro kg SG. Das sind nochmals 5 Cent weniger als am Montag. Und die Lage bleibt unsicher. (aktuelle Preise)
Das Hauptproblem ist die schwache Fleischnachfrage, meinen Marktteilnehmer. Die Ukrainekrise und die Inflation verunsichern die Verbraucher. Die Reaktionen darauf seien aber diffus, sagt ein süddeutscher Marktbeobachter: „Die Volksfeste werden gut besucht und die Leute geben Geld aus. Das höherwertige Fleisch wird aber schwächer nachgefragt“, berichtet er. Vor allem beim Bio-Rindfleisch wären die Einbußen dramatisch.
Herkunftsfrage und zu wenig Werbung
Ein Grund ist wohl auch, dass der Außer-Haus-Verzehr wieder wichtiger ist. In der Gastronomie sei die Herkunft des Rindfleischs i.d.R. unklar, bemängelt der Experte. Aber auch im LEH sieht er hausgemachte Probleme. „Zuletzt sehe ich wieder mehr Angebote mit irischem oder argentinischem Rindfleisch.“ Das sei zwar mengenmäßig überschaubar, aber in schwierigen Phasen belaste das den Markt zusätzlich, erklärt er.
Ein weiteren Grund für die Absatzflaute sieht ein nordwestdeutscher Händler im zu ruhigen Marketing der Supermärkte. „Wenn ich in die LEH-Prospekte schaue, sehe ich nur ganz wenig Werbung für Fleisch“, berichtet er. Das sei im letzten Jahr anders gewesen. Gerade wenn das Geld nicht mehr so locker sitzt, müsse man mit Aktionen den Absatz fördern, meint er.
Sommerloch ist zurück
Beide Experten schließen weitere Preisrückschläge nicht aus. „Wir sehen noch keine Stabilisierung“, berichtet der Händler. Klar ist aber, dass nach einigen Jahren ohne Sommerloch 2022 wieder ein klassischer Saisonverlauf der Jungbullenpreise zu sehen ist. Wann der Boden erreicht wird, ließen die beiden Experte offen.
Preisstützend wirkt aber, dass das Lebendangebot unter den Vorjahren bleibt. Zudem könne es sein, dass einige Mäster ihre Schlachtbullen in das nächste Wirtschaftsjahr schieben. Das werde das Angebot in den kommenden Wochen verknappen, heißt es. Auch die Tatsache, dass Schlachtkühe vergleichsweise teuer geblieben sind, stützt die Preise. Einige Teilstücke von der Kuh seien schon gleichauf mit denen des Bullen, heißt es. Auch das spricht für eine baldige Bodenbildung.