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topplus Das plant der Unternehmer

Maximilian Tönnies übernimmt fließend Vaters Fleischkonzern

Die Leitung des Tönnies Konzerns haben sich Vater Clemens und Sohn Max aufgeteilt. Zusammen haben sie einen Veränderungsprozess gestartet. In der SZ spricht Max über die Zukunft des Marktes.

Lesezeit: 6 Minuten

In einem fließenden Übergang übernimmt der Sohn von Clemens Tönnies, Maximilian genannt Max, die Verantwortung für die Firma mit 21.000 Beschäftigten. Der 34-Jährige sagte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, dass er seinen Vater seit Kindesbeinen an begleitet und voll im Thema ist.

„Wenn es neue Maschinen gab, bin ich am Sonntagmorgen mit ihm durch den Betrieb gelaufen und habe sie angeschaut. Schon in jungen Jahren war ich das erste Mal bei Hausschlachtungen dabei. Ich bin also mit der Materie Fleisch früh vertraut gewesen. Mein Vater hat auch immer gesagt: Es gibt keine Blutgarantie, sondern der Nachfolger muss zeigen, dass er geeignet ist. Ich wurde nie gedrängt, ich hätte auch etwas ganz anderes machen können. Das kam für mich aber nie in Frage“, so Tönnies.

Aufgaben aufgeteilt

Sein Vater Clemens Tönnies erfreue sich bester Gesundheit, sei hochmotiviert und voller Tatendrang, schildert der Manager weiter. Daher hätten sie die Aufgaben aufgeteilt. Clemens Tönnies ist der Fachmann beim Thema Fleischgewinnung, also Schlachterei, Zerlegung, auch das Verhältnis zu den Landwirten sei wichtig, sagt Max.

Sein Fokus hingegen liege aktuell noch auf der Weiterveredelung, also bei Wurst und Fertiggerichten. „Mein Vater und ich machen viele Termine gemeinsam. Ich kann noch viel von ihm lernen und profitiere von seinem Netzwerk und seinen Kontakten. Wir arbeiten Hand in Hand.“

Veränderungsprozess gestartet

Auf die Feststellung der SZ, dass er jetzt der Kopf der Tönnies Gruppe sei, stellt Max Tönnies klar, dass er einer der drei Familiengesellschafter ist und dabei auch operativ tätig sei.

Er schätzt sich zudem in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich wie sein Vater ein. Dieser habe die Gruppe durch schnelle Entscheidungen, Unternehmerfreunde und Risikobereitschaft groß gemacht. „Wir haben gemeinsam vor Monaten einen Veränderungsprozess gestartet und wollen, dass die Geschäftsbereiche noch schneller entscheiden und eigenständiger handeln können: Jeder Bereich ist ein eigenes Unternehmen für sich. Über die Holding werden lediglich administrative Tätigkeiten gebündelt. Mir sind viele Schnellboote lieber als ein großer Tanker. Ein anderer Unterschied ist, dass Tönnies früher sehr auf die Rohstoffe fokussiert war.“

Bei Veredelung weiter wachsen

Das Schlachten und Zerlegen macht laut Tönnies immer noch die Hälfte des Umsatzes aus. Max Tönnies möchte aber, dass der Konzern bei der Weiterveredlung weiter wächst. Auch das Thema Nachhaltigkeit hält er für wichtig, er wolle den Ausstoß an Treibhausgasen deutlich senken.

Gedanken macht sich der neue Unternehmenschef auch über die Internationalisierung: „Ich bin gerne und viel im Ausland unterwegs, um neue Märkte zu erschließen. Bisher stehen Auslandsmärkte für die Hälfte unseres Umsatzes. Das kann mehr werden. Und bei alternativen Proteinen wollen wir auch wachsen.“

Ausbau des veganen Fleischersatzes

Beim Thema veganer Fleischersatz will Tönnies seinen Umsatz bis 2026 von jetzt 60 auf 125 Mio. € gut verdoppeln. Das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel. Gerade erst ist das Unternehmen als strategischer Investor beim Berliner Start-up Nosh eingestiegen. Das gewinnt aus einem japanischen Schimmelpilz Proteine, die man als Bindemittel oder zur Herstellung künstlichen Fleischs nutzen kann.

Diese Grundstoffe will Tönnies in seinen eigenen Fleischersatz-Produkten verwenden. „Es ist unser erstes Investment in ein Start-up für alternative Proteine, das ist für Tönnies ein bahnbrechender Schritt. Unsere Stärke ist der Weg zum Markt - dafür müssen wir nicht zwingend alles selbst erfinden.“

Der Markt für Fleischalternativen liegt aktuell nur bei 750 Mio. €. Da will Tönnies in zwei Jahren 125 Mio. € Umsatz erreichen, für den Jungunternehmer ein ambitioniertes Ziel. Dass dieser neue Markt derzeit stagniert, hält er für normal. „In so einem neuen Markt gibt es viele Einmalkäufer, die ausprobieren, aber nicht zurückkommen. In Zeiten von Inflation ist auch der vergleichsweise hohe Preis ein Thema. Immerhin haben namhafte Discount-Supermärkte vor einem Jahr entschieden, die Ersatzprodukte nicht mehr teurer anzubieten als Fleisch.“

Laut Tönnies ist Fleischersatz heute noch lange nicht so gut, dass er Fleisch hundertprozentig ersetzen kann.

Rindfleisch strategischer Wachstumsmarkt

Im Gespräch mit der Zeitung sagte Tönnies weiter, dass er Rind für einen strategischen Wachstumsmarkt hält, wo das Unternehmen weiter investieren werde. Bei Schlachthöfen für Schweine gebe es Überkapazitäten, manche Wettbewerber hätten ihre Betriebsstätten geschlossen.

„Bei Tönnies haben wir in einigen Schweineschlachthöfen eine Schicht rausgenommen“, sagt der Manager ganz offen. Das habe natürlich Stellen gekostet, aber man habe den Betroffenen Jobs an anderen Standorten anbieten können.

In Deutschland wurden vor wenigen Jahren 1 Mio. Schweine pro Woche geschlachtet. Nun sind es nur noch 700.000. Tönnies ist davon überzeugt, dass damit der Bodensatz erreicht ist, mit dem man für die Zukunft kalkulieren kann.

ASP belastet

Das Geschäft wird momentan auch sehr durch die Afrikanische Schweinepest belastet, schildert Tönnies weiter. Wichtige asiatische Märkte wie China hätten die Einfuhr deutschen Fleischs verboten. Dorthin hat das Unternehmen aus Rheda-Wiedenbrück früher Pfötchen, Schwänzchen, Öhrchen verkauft.

In dem Zuge stellt Tönnies klar, dass sein Unternehmen übrigens einer der größten Vermarkter von Bio-Fleisch in Deutschland ist.

Bekenntnis zu mehr Tierwohl - und der Stufe 1

Angesprochen auf mehr Tierwohl und die höheren Haltungsformen stellt Max Tönnies klar, dass er absolut für mehr Tierwohl sei und dies die Zukunft für die deutsche Landwirtschaft und die Fleischindustrie wäre.

„Aber wir dürfen die Haltungsformen 1 oder 2 nicht verteufeln. Stufe 1 ist der EU-Standard. Und es gibt tolle Landwirte, die haben vor 10 Jahren einen Stall für die Haltungsform 1 gebaut und geglaubt, dass das der Standard für die Zukunft sei. Wir sehen uns als Partner dieser Landwirte, wir lassen sie nicht hängen und vertreiben natürlich das Fleisch der Stufen 1 und 2.“

Tönnies erinnert daran, dass viele dieser Familienbetriebe die Erlöse nutzen, um dann einen zweiten Stall für die höheren Haltungsformen 3 oder 4 zu bauen. Allerdings funktioniere eine Umstellung auf mehr Tierwohl nicht ohne ausreichende staatliche Förderung.

Eine Reduzierung der Tierzahlen in Deutschland, wie von Bundesagrarminister Özdemir angeregt, hält Tönnies für einen Irrweg. Deutschland brauche mehr Schweine, nicht weniger. „Die Menge, die wir verlieren, gewinnt Spanien. Wir können uns bei Edelteilen wie Filet oder Nacken nicht mehr selbst versorgen. Dieses Schweinefleisch wird schon jetzt aus Spanien importiert. Und das ist schlecht für das Klima.“

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