In Russland erwartet die Regierung für das Wirtschaftsjahr 2018/19 zwar nach wie vor deutlich geringere Getreideexporte als im Vorjahr, jedoch hat das Landwirtschaftsministerium seine Prognose der Ausfuhrmenge zuletzt nach oben korrigiert. Ressortchef Dmitri Patruschew erklärte am Montag vergangener Woche (4.7.) im Agrarausschuss der Duma, dass trotz der schwierigen Wetterbedingungen mit einer Ernte von rund 100 Mio t Getreide zu rechnen sei, was Ausfuhren von etwa 45 Mio t ermöglichen werde. Zuvor hatte das Moskauer Agrarressort für 2018/19 Getreideexporte von „nur“ 35 Mio t bis 40 Mio t prognostiziert.
Seine Einschätzungen nach unten gesetzt hat indes das Forschungsinstitut für Agrarmarktkonjunktur (IKAR). Dessen Generaldirektor Dmitri Rylko erklärte auf der Jahresversammlung des Nationalen Schweinezüchterverbandes, die diesjährige Getreideproduktion „bewege sich langsam in Richtung 110 Mio t“. Die zu erwartende Exportmenge veranschlagte Rylko auf 40 Mio t; zuletzt hatte das IKAR noch ein Getreideaufkommen von 114,7 Mio t und Exporte von 43 Mio t vorausgesagt. Der IKAR-Chef verwies auch auf die Lagerbestände: Obwohl insbesondere ausländische Analysten glaubten, dass Russland noch über große Getreidereserven aus dem letzten Jahr verfüge, gebe es in Wirklichkeit keine, so Rylko. In einigen Exportregionen sei praktisch gar kein Getreide mehr vorhanden.
Das Moskauer Statistikamt Rosstat geht indes von Getreidebeständen zum 1. Juni 2018 im Umfang von insgesamt 18,2 Mio t auf den landwirtschaftlichen Betrieben aus. Derweil berichtete der Föderale Zolldienst, dass im Wirtschaftsjahr 2017/18 bis zum 27. Juni insgesamt 52,1 Mio t Getreide exportiert worden seien, darunter 40,2 Mio t Weizen. Die russischen Exporteure können dabei weiterhin vom Null-Prozent-Ausfuhrzollsatz auf Weizen profitieren. Das Landwirtschaftsministerium verlängerte die entsprechende Regelung um ein Jahr bis zum 1. Juli 2019. AgE