Um den Anstieg der Lebensmittelpreise im Inland zu dämpfen, will die Regierung Russlands den Weizenexport ab dem 2. Juni mit einem variablen Zoll regulieren. Entsprechende Pläne hat Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow konkretisiert.
Im Rahmen einer sogenannten „floating tax“ soll die Steuer nur dann greifen, wenn der Exportpreis über einer von der Moskauer Regierung festgelegten Schwelle liegt, die nach aktuellem Informationsstand bei 200 $/t (165 €) geplant ist. Überschreitet der Exportpreis diese Schwelle, soll die Differenz mit 70 % besteuert werden. Läge der Exportpreis bei 300 $/t (248 €), würde demnach pro Tonne Weizen ein Zoll von 70 $ oder umgerechnet 58 € fällig.
An der Marke von 300 $/t (248 €) notierte der russische Exportweizen auf der Basis von 12,5 % Eiweiß free on board (fob) zuletzt am 18. Januar 2021; damit war zugleich ein Sechsjahreshoch markiert worden. Seither sind die Weizenpreise in Russland etwas gefallen.
Ab dem 15. Februar gilt für russischen Weizen ein fester Exportzoll von 25 €/t, der ab dem 1. März auf 50 €/t steigen soll. Endgültige Klarheit über die Höhe von Schwellenwert und Steuersatz soll es Anfang März geben. Dann will die russische Regierung außerdem bekanntgeben, ob ein variabler Steuersatz auch beim Export von Gerste und Körnermais zum Tragen kommt. Bei beiden Getreidearten soll die Steuer ab einem Referenzpreis von 185 $/t (153 €) fällig werden. Bereits ab dem 1. April müssen Getreidelieferanten geplante Weizenexporte über ein Meldesystem registrieren lassen, da die Behörden einen Testlauf für die „floating tax“ planen.
Bereits eingepreist
An den internationalen Weizenbörsen sind die neuen Zollpläne Russlands bereits eingepreist. Klar ist, dass die russischen Lieferanten durch den variablen Zoll im internationalen Wettbewerb noch stärker benachteiligt würden.
Unterdessen hat sich an der Weltleitbörse von Chicago der bereits Mitte Januar einsetzende Kursrückgang in der ersten Februarwoche fortgesetzt. März-Weizen verbilligte sich in Chicago bis letzten Freitag um fast 3 % auf 6,43 $/bu (197 €), was vor allem dem wiedererstarkten Dollar geschuldet war.
In Paris pendelte der Frontmonat, ebenfalls März, während der gesamten Handelswoche um die Marke von 225 €/t. Aktuell sind die Weizenmärkte Analysten zufolge auf Richtungssuche. Frische Impulse dürften vermutlich die neuen globalen Versorgungsbilanzen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) liefern, die am 9. Februar veröffentlicht werden.