Der Düngemittelproduzent SKW Piesteritz stellt eine von zwei Ammoniakanlagen für eine unbestimmte Zeit ab. Grund für die Produktionsdrosselung seien die Marktlage und politisch bedingte Rahmenbedingungen.
Geschäftsführerin Antje Bittner: „Seit nahezu drei Jahren warnen wir vor massiven Verwerfungen auf dem Düngemittelmarkt als Folge des russischen Angriffskrieges. Bis heute hat die Politik absolut nichts Wirksames gegen das Fluten des europäischen Marktes mit billigen russischen Düngemitteln unternommen."
Immer größere Wettbewerbsnachteile
Zudem würden Unternehmen wie SKW Piesteritz durch Entscheidungen der Bundesregierung, die die Wettbewerbsnachteile immer weiter vergrößerten, aus dem Markt gedrängt.
Bisher habe SKW die Produktion von Düngemitteln in der für die deutsche Landwirtschaft sensiblen Düngemittelperiode aufrechterhalten können. „Dies war bereits in der Vergangenheit herausfordernd, wir haben jedoch zu jeder Zeit die Verantwortung für die langfristig stabile Versorgung der Landwirtschaft mit heimischen Produkten wahrgenommen. Dies ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht länger möglich", so Bittner weiter.
Die Bundespolitik belaste verstärkt seit 2022 das Unternehmen trotz eindringlicher Warnungen an die zuständigen Bundesminister über das wirtschaftlich Tragbare hinaus. Jetzt sei man gezwungen zu reagieren. Man werde durch die Politik dazu gedrängt, die Düngemittelproduktion massiv zu reduzieren.“
Gleiches gelte auch für das wichtige Produkt AdBlue. Ohne AdBlue gebe es Probleme mit der LKW-Logistik in Deutschland, was dann jeder anhand leerer Supermarktregale zu spüren bekomme. Die Bundesregierung sei aufgefordert, für die Industrie endlich Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Produktion in Deutschland überhaupt noch ermöglichen.
"Politik muss sofort handeln!"
Carsten Franzke, Geschäftsführer SKW Piesteritz: „Wenn eine Produktion in Deutschland überhaupt noch gewollt ist, dann müssen dringend die Beschaffungskosten für Energie und Gas reduziert werden. Kurzfristig muss die Gasspeicherumlage auch für die inländische Industrie, und nicht wie zuletzt nur für die ausländischen Verbraucher, ersatzlos gestrichen werden.
Auch das CO2- Zertifkatesystem muss in absehbarer Zeit grundlegend überarbeitet werden. Die Energienebenkosten sind auf ein Maß vor 2022 zurückzuführen. Alle Fakten sind bekannt. Die Auswirkungen sehen wir längst im Abwandern der heimischen Industrie und dem Verlust hochwertiger Arbeitsplätze. Es helfen keine ideologisch gefärbten Analysen, wir leben in der Realität. Die Politik muss handeln – sofort.“
Düngerpreise steigen stark an
Unterdessen haben die Anbieter von Kalkammon, Harnstoff und anderen Stickstoffdüngern ihre Preise zum Jahresstart deutlich angehoben. Auch die Düngemittelindustrie versucht mit dem Argument der gestiegenen Gaspreise vehement, höhere Düngerpreise durchzusetzen. Dies gelingt ihr gerade bei den Stickstoffdüngern auch, wie an den deutlich gestiegenen Preisen des Landhandels zu erkennen ist. Die anderen Düngemittel tendieren eher unverändert, bei Kali kommt es vereinzelt sogar zu leichten Nachlässen.