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„Es ist außergewöhnlich wenig Wasser im Rhein für diese Jahreszeit“, sagt Julian Klaus, Leiter der Forschungsgruppe Hydrologie am Institut für Geographie der Universität Bonn. Der Bodensee, durch den der Rhein fließt, sei nur wenige Zentimeter von einem Rekordniedrigwasser entfernt; am Pegel in Basel betrage die Wassermenge lediglich ein Drittel des Normalwerts – das zeige die „extreme Trockenheit“ im Oberlauf des Rheins, berichtet der General-Anzeiger in Bonn.
Noch 40 cm über mittlerem Niedrigwasser
In Bonn stand der Rheinpegel am Dienstagnachmittag bei 159 cm. Ein mittleres Niedrigwasser liegt laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Klima NRW (Lanuv) in Bonn aber erst bei 121 cm vor.
Warum sind die Pegel aktuell so niedrig?
Es gibt in diesem Jahr vor allem zwei Gründe dafür: „Wenig Schnee und über Wochen eine klimatische Dürre, auch hier im Rheinland“, fasst Klaus zusammen. Der Spätwinter sei besonders trocken gewesen und die Schneedecke in den Alpen deutlich geringer als in normalen Jahren. „Normalerweise müsste jetzt so langsam der Schnee in den Alpen abschmelzen und dem Rhein zufließen. Dazu müsste es Niederschläge geben. Beides bleibt dieses Jahr aber aus“, so Klaus.
Welche Folgen bringt das Niedrigwasser mit sich?
Klaus erklärt, dass der niedrige Pegelstand vor allem die Schifffahrt trifft: Frachten müssten reduziert werden, industrielle Lieferkettenprobleme könnten entstehen. Abgesehen davon könnte das Niedrigwasser aber auch dazu führen, dass die Ökosysteme im Sommer anfälliger sind. „Denn wenig Wasser erhitzt sich viel mehr. Sollten wir also im Sommer Extremtemperaturen haben, könnte es zu ökologischen Problemen kommen“, sagt Klaus.
Welche Folgen hat das Niedrigwasser konkret auf die Schifffahrt?
Auf dem Rhein werden per Binnenschiff etwa 80 % des deutschen Gütertransports abgewickelt, erklärt Fabian Spieß, Referent des Bundesverbands der deutschen Binnenschifffahrt (BDB). Die meisten modernen Binnenschiffe erreichen laut Spieß bei maximaler Beladung einen Tiefgang von 3,5 bis 4 m. Derzeit stehen aber nach Angaben von Spieß beispielsweise in Köln nur 2,65 m Fahrrinnentiefe zur Verfügung. Die Schiffe können also nicht mit voller Ladung fahren. Dies gilt insbesondere bei schweren Gütern wie Kohle, Sand, Kies sowie bei Containern, erklärt Spieß.
Seit März berechnen die Binnenschiffer wegen der reduzierten Lademengen zudem Kleinwasserzuschläge.
Noch drohen keine Sperrungen
Das Rhein-Niedrigwasser schränkt den Gütertransport also durchaus ein. Dass er komplett zum Erliegen kommt, ist aber äußerst unwahrscheinlich: „Amtliche Sperrungen erfolgen bei Niedrigwasser nicht. Binnenschiffe fahren auch bei niedrigen Wasserständen solange es physikalisch möglich und sicher ist“, sagt Spieß.
„Hoch- und Niedrigwasser sind in der Binnenschifffahrt wiederkehrende natürliche Phänomene und daher nicht unüblich“, erklärt Spieß. Erst bei besonders langanhaltenden Niedrigwasserperioden wie zum Beispiel in den Jahren 2018 und 2022 komme es zu größeren Einschränkungen.
Mehr Wasser nach Ostern erwartet
Nach Angaben von Spieß geht der BDB mit Blick auf aktuelle Prognosen davon aus, dass es nach den Ostertagen „voraussichtlich wieder langsam aufwärts“ geht. Klaus von der Uni Bonn weist aber noch darauf hin: „Die Wetterlage erweist sich als sehr stabil. Das führt zu einem enormen Defizit. Es müsste jetzt noch ein sehr nasses Frühjahr werden, um dieses Defizit auszugleichen.“