Die deutsche Ölmühlenwirtschaft steht derzeit vor gewaltigen Herausforderungen, die sich zukünftig auf Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherheit der Branche auswirken werden. Grund sind die hohen Energiekosten, die ausschlaggebend für die Produktionskosten der Firmen sind, beklagt Jaana Kleinschmit von Lengefeld, Präsidentin des Verbandes der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID).
"Die Preise für Energie belasten nicht nur die Betriebsführung, sondern gefährden auch die Marktstellung der deutschen Unternehmen im internationalen Vergleich. Ergänzend dazu sorgt die zunehmende Bürokratie für zusätzlichen Aufwand und ineffiziente Prozesse, die den Handlungsspielraum der Unternehmen weiter einschränken, so Kleinschmit von Lengefeld.
Positionspapier fordert dringende Maßnahmen
Im kürzlich veröffentlichten Positionspapier „Ölwechsel jetzt!“ drängt OVID auf wirksame politische Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderungen. So benötigt die energieintensive Branche dringend Unterstützung, um sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten und die Transformation hin zu energieeffizienten und klimaschonenden Technologien zu meistern.
Wettbewerbsfähige Gaspreise: Im Fokus politischer Maßnahmen steht derzeit die Senkung der Stromkosten. Für prozesswärmeintensive Sektoren wie die ölsaatenverarbeitende Industrie sind jedoch hohe Gaspreise ein erheblicher Standortfaktor, da die Verarbeitung von Ölsaaten zu etwa drei Viertel erdgasbasiert ist. Der Verband fordert von der Politik eine Folgeregelung für den seit 2024 weggefallenen Spitzenausgleich bei Gas im Energiesteuergesetz. Der Wegfall dieser steuerlichen Vergünstigung, die zuvor über 20 Jahre bestand, trifft die Branche ins Mark.
Im vergangenen Jahr verarbeiteten die Ölmühlen europaweit insgesamt 49,7 Mio. t Ölsaaten, darunter Raps, Soja, Sonnenblumen oder Lein. Deutschland trug erheblich dazu bei, indem es rund 13 Mio. t verarbeitete. Das entspricht einem Anteil von 26 % an der gesamten europäischen Verarbeitungsmenge. Insbesondere die heimische Rapsverarbeitung ist im europäischen Maßstab bedeutend: Mit 9,5 Mio. t wanderte etwa jedes dritte in Europa verarbeitete Rapskorn durch eine deutsche Ölmühle.