Die mit Kriegsbeginn sprunghaft gestiegenen Preise für konventionell erzeugtes Getreide beeinflussen nun auch die Bio-Preise. Am stärksten wird Weizen vom konventionellen Preis getrieben. Die Erzeuger erhielten in Deutschland jüngst durchschnittlich rund 370 € je Tonne für Brotweizen. Analysten prognostizieren hier noch weitere Schwankungen in den kommenden Wochen und Monaten.
Die hohen Preise haben den Preisabstand zu Bio-Weizen schrumpfen lassen. So haben schon Bio-Landwirte Getreide ohne großen Aufwand beim nächsten Landhandel abgeliefert und dafür fast die gleichen Preise wie für Bio-Getreide erhalten. Das passiert nicht gelegentlich nur in Deutschland, sondern auch in potenziellen Lieferländern. So verknappt sich die ohnehin schon knappe Ware weiter.
Verschiedene Verarbeiter fragen nach Vorkontrakten für die neue Ernte von Bio-Getreide, um sich Ware zu sichern. Auch für die aktuelle Versorgung kommen vermehrt Anfragen bei den Vermarktern rein. Die prompten Lieferungen sind nur schwer und in Kleinstmengen zu erfüllen.
Im Gegensatz zu den Vormonaten stocken die Abrufe der bestehenden Kontrakte jetzt nicht mehr oder kaum noch. Bio-Hafer und -Dinkel werden in geplantem Umfang abgerufen. Hafer fließt immer mehr in den Futterbereich ab. Dinkel kann immer mehr Weizen ersetzen und fließt ebenfalls wieder vermehrt ab. Die Preisspitze scheint bei Dinkel inzwischen überschritten, und die Ware wird wieder leicht günstiger verkauft. Dafür bleiben Weizen, Schälgerste und natürlich Roggen knapp und teuer.
Mit Kontrakten über die neue Ernte halten sich viele Vermarkter aber zurück. Preisnennungen sind sehr schwierig, da niemand die Kostenentwicklung und die Preissprünge am konventionellen Markt abschätzen kann. Der Markt ist deutlich verunsichert. Die gestiegenen Betriebskosten für Öl, Gas und Energie bei den Landwirten und Verarbeitern müssen auch in den Produktpreisen ankommen, ob beim Futter oder bei den Endverbrauchern. Allein durch die höheren Transportkosten, aber auch durch alle anderen Kosten dürfte sich schon ab jetzt und in der kommenden Ernte ein höheres Preisniveau durchsetzen als zuvor. Wo dieses dann genau liegt, ist aber schwer vorherzusehen.