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topplus Marktanalyse

Rapspreise auf  Richtungssuche

Lange Zeit kannten die Rapspreise nur den Weg nach oben. Mit dem Einbruch Anfang Juni steigt die Nervosität im Markt. Wohin geht die Reise?

Lesezeit: 5 Minuten

Ein aktuelle Analyse von Jan Peters, Peters Agrardaten GmbH:

Mitte Juni hat das Wetter die Regie auf dem Rapsmarkt übernommen: Je nachdem, welche Nachrichten zu den Ölsaaten weltweit verbreitet wurden, schossen die Kurse entweder nach oben, oder sie stürzten zeitweise heftig ab. Die Kurse sprangen teils um 10 €/t innerhalb eines Tages! Zeitweise notierte der November-Termin an der Matif wieder über 500 €/t.

Anfang Juni drehten die lange Zeit freundlichen Tendenzen dann ins Minus: Die Kurse brachen zunächst bis auf 465 €/t ein, um sich zuletzt immerhin um rund 10 € auf 475 €/t hochzuarbeiten. Hinter dem jüngsten Anstieg bei Raps standen steuerpolitische Entscheidungen in Brasilien, die die Sojabohnenpreise, an denen sich der Rapsmarkt orientiert, deutlich anziehen ließen. Die Wettbewerbs­fähigkeit der brasilianischen Farmer auf dem Weltmarkt könnte sich verschlechtern. Die Hoffnungen der US-Bohnenfarmer auf eine bessere Nachfrage steigt damit. Allerdings wollten Marktbeobachter noch nicht ausschließen, dass die brasilianische Regierung ihre Pläne aufgrund von Druck der Betroffenen wieder zurücknehmen könnte. Das Auf und Ab dürfte also weitergehen.

10 % kleinere EU-Rapsernte?

Der deutliche Rücksetzer im Juni bei den Rapskursen verwundert, wenn man auf die sogenannten fundamentalen Markt­signale blickt: Der nasse Herbst 2023 hat die Arbeiten auf den Feldern in vielen Teilen Europas erschwert oder unmöglich gemacht. Hinzu kam im Frühjahr 2024 die Frostperiode während der Blüte sowohl in der EU als auch in der Ukraine. Auf der anderen Seite fehlte dagegen in anderen EU-Raps­regionen sogar Regen.

Die Prognosen für die kommende Rapsernte in Deutschland und der EU fallen bislang denn auch nicht gerade üppig aus: Die EU-Kommission sieht die Erzeugung 2024 in Europa bei 19,4 Mio. t Raps gegenüber 19,8 Mio. im vergangenen Jahr. Das französische Analystenhaus Strategie Grains ging zunächst von nur 18,1 Mio. t aus, hat inzwischen aber auf 17,9 Mio t. reduziert. Das wären 10 % weniger EU-Raps als im Vorjahr!

Folglich werden die Endbestände für Raps in der EU und weltweit niedriger als in den vergangenen Jahren eingeschätzt, die globale Rapsbilanz sogar als angespannt bezeichnet.

Damit sind Importe nach Deutschland wie in jedem Jahr notwendig. Importe aus der Ukraine, Australien und Kanada haben bereits in den vergangenen Jahren die Nachfrage der hiesigen Ölmühlen bedient. 2024/25 können sie aber die Fehlmenge wahrscheinlich nur eingeschränkt ausgleichen:

Das Angebot aus der Ukraine in diesem Jahr könnte aber etwas schwächer ausfallen. Einerseits wird eine kleinere Ernte an Ölsaaten in dem Land er­wartet. Gleichzeitig signalisieren die ukrainischen Verarbeitungsbetriebe ei­ne hohe Nachfrage nach Ölsaaten aus der neuen Ernte. Damit stehen die ­hiesigen Ölmühlen in einem stärkeren Wettbewerb mit den Verarbeitungsbetrieben vor Ort.

Auch aus Australien kommen ernüchternde Nachrichten. Laut Agrarbehörde Abares wird die Ernte in diesem Jahr nur noch bei 5,4 Mio. t gesehen. In Regionen Australiens hat Trockenheit dazu geführt, dass mehr Getreide angebaut wurde. Die Fläche für Canola, dem Sommerraps in Australien, wurde damit um rund 9 % reduziert. Die Rabobank schätzt die Rapsfläche sogar um knapp 13 % geringer, die Rapsernte bei 5 Mio. t und damit gut 11 % kleiner als im Vorjahr.

Sojabohnen geben den Ton an

Diese Aussichten sprechen eigentlich für eine feste Preistendenz für die kommenden Monate, die bislang ja auch eingetroffen ist. Allerdings gibt es auch noch den Sojamarkt in den USA und Südamerika. Über das Pflanzenöl hängen die Raps- und Sojamärkte unmittelbar zusammen. Und vom Bohnenmarkt kamen zuletzt vermehrt „bärische“ also kursdrückende Signale: Anfang Juni entwickelten sich in den USA die Feldbestände bei den Sojabohnen deutlich besser als erwartet. Laut „Crop Progress Report“ lief die Bohnenaussaat in den USA deutlich schneller und früher als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Das lässt auf eine lange Wachstumsphase für die Bohnen schließen und auf gute Erträge.

Das und auch die schwachen Exportaktivitäten aus den USA für die Bohnen drücken die Kurse – und zwar nicht nur die für Sojabohnen, -öl und -schrot, sondern auch die für Rapssaat. In Paris rückte zuletzt die Marke von 500 €/t für neuerntigen Raps wieder in weite Ferne. Gegen diese Entwicklung halten allerdings Meldungen aus Brasilien. Die Überschwemmungen im Süden des Landes haben laut Agrarbehörde Emater zu regionalen Verlusten bei der Sojabohne in Höhe von 2,7 Mio. t geführt. In dieser Region werden die Erwartungen zur Ernte von 22,2 Mio. t im Vorjahr auf 19,5 Mio. t in dieser Saison reduziert. Unterstützt wird diese Entwicklung von guten Bedingungen für die Aussaat von Canola in Kanada und damit besseren Aussichten für die diesjährige Ernte.

Nach der Ernte wieder fester?

So stehen sich auf dem Rapsmarkt kursdrückende und kurstreibende Tendenzen gegenüber, und jede neue Nachricht führt zu entsprechenden Ausschlägen der Kurse.

Wie geht es weiter? Im Markt wird nicht ausgeschlossen, dass mit Erntedruck aus den ersten Anbaugebieten beispielsweise im Süden Europas eine weitere Schwäche der Rapspreise entstehen könnte. Mit den tatsächlich eingefahrenen – voraussichtlich schwächeren – Ernteergebnissen ist nach Abschluss der Arbeiten aber nicht auszuschließen, dass sich das Blatt ­wieder wendet und positive Vorzeichen überwiegen können.

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