Während Getreideausfuhren aus der Ukraine durch von Russland blockierte Häfen und zerstörte Terminals verhindert werden, fordern die russischen Getreideexporteure Erleichtungerungen bei den Ausfuhren aus Russland. Wie das russische Fachmagazin „Agroinvestor“ mit Verweis auf einen Bericht der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am vergangenen Mittwoch mitteilte, sollte sich Präsident Putin nach den Vorstellungen der Russischen Getreideunion (RGU) bei Markteingriffen auf Exportquoten beschränken.
RGU-Vizepräsident Alexander Korbut erklärte, dass die Senkung der Zollsätze auf null zu einem Rückgang der Getreidepreise am Weltmarkt führen dürfte. Laut Korbut würde Russland durch die Abschaffung der Getreidezölle seine Offenheit und Arbeitsbereitschaft am Weltmarkt signalisieren. „Es gibt Länder, die an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert sind, zum Beispiel der Iran. Jetzt müssen wir das Maximum an Getreide dorthin verschiffen“, so der RGU-Vizepräsident.
Exporte derzeit kaum von Zöllen abhängig
Nach Ansicht des Generaldirektors des Instituts für Agrarmarktkonjunktur (IKAR), Dmitry Rylko, ist der Umfang der russischen Getreideexporte aber zurzeit kaum von der Höhe der Getreidezölle abhängig. Um die geringen Ausfuhren wieder anzukurbeln, müssten die Militäroperationen eingestellt und die Häfen geöffnet werden, stellte Rylko klar. Das Forschungszentrum für Agrarökonomie (SovEcon) hält es indes für unwahrscheinlich, dass unter den gegenwärtigen Bedingungen jemand bereit ist, neue Exportgeschäfte abzuschließen. Allerdings seien die russischen Getreideausfuhren noch nicht grundlegend von Sanktionen bedroht, denn einige russische Banken seien weiterhin mit dem Transaktionssystem von SWIFT verbunden. Außerdem gebe es alternative Kommunikationskanäle, so die Fachleute.
Bereits in der zweiten Februarhälfte hatte die Duma auf eine Abschaffung des variablen Zolls auf Getreideexporte gedrängt. Um den Anstieg der Lebensmittelpreise im Inland zu dämpfen, hatte Moskau am 2. Juni 2021 mit der Regulierung des Weizenexports über einen variablen Zoll begonnen. Angesichts der starken Verteuerung der Produktionsmittel hätten die variablen Zölle auf den landwirtschaftlichen Betrieben zu einem Rückgang der Rentabilität des Getreideanbaus geführt und diese veranlasst, auf die Produktion anderer Kulturen umzusteigen, vor allem auf Sonnenblumen, Sojabohnen und Flachs, so die Duma-Abgeordneten. AgE