Die Schlachtbetriebe haben derzeit nach eigener Aussage zu wenig Mitarbeiter in der Produktion. Sie haben alle Hände voll zu tun, das Tagesgeschäft aufrecht zu halten. Branchenkenner schätzen, dass sie deshalb derzeit nicht unter Volllast fahren. Der Ausfall betrage aktuell bis zu 25 %. Zum Teil sei Personal in die Heimat gefahren oder erscheine aus Angst vor Ansteckung nicht bei der Arbeit. Vor allem in der arbeitsintensiven Grob- und Feinzerlegung gebe es daher Engpässe, heißt es.
Beringmeier: „Sonn- und Feiertagsbeschäftigung lockern“
Der WLV-Präsident Hubertus Beringmeier hat als Vorsitzender des Landesmarktverbandes für Vieh und Fleisch NRW, eindringlich an Staatsekretär Dr. Bottermann im MULNV appelliert, sich für eine befristete Aufhebung verschiedener Arbeitszeitregelungen einzusetzen und verweist auf andere Bundesländer:
Aus guten Gründen sind die Bundesländer zur Sicherstellung der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen der Daseinsvorsorge dazu übergegangen, teils sehr weitreichende Allgemeinverfügungen zur Flexibilisierung der Arbeitszeitregelungen zeitlich befristet zu erlassen. …
…Leider bleibt NRW hier hinter anderen Bundesländern zurück und erlaubt diese Ausnahmeregelungen bislang nur im Bereich sogenannter pandemierelevanter Produkte (z.B. Schutzausrüstung, Desinfektionsmittel etc.). Wir benötigen dies jedoch auch dringend für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung, konkret für uns entlang der Wertschöpfungskette (uns liegt eine Verfügung der Bezirksregierung Unterfanken vor, nachdem dies dort erlaubt ist!).
Wir bitten Sie dringend um Unterstützung, die Arbeitszeitvorgaben wie z.B. Sonn- und Feiertagsbeschäftigung zu lockern, um den erhöhten Ausfall von Mitarbeitern zu kompensieren.
Derzeit ist es schon so, dass fehlende Mitarbeiter zwischen Schlacht- und Produktionsbetrieben ausgetauscht werden müssen, obwohl dies aus Gründen des Seuchenschutzes kontraproduktiv ist…
Schlachtausfälle unbedingt vermeiden
„Schlachtausfälle aufgrund fehlenden Personals ist aber etwas, was jetzt niemand brauchen kann“, meint auch Dr. Frank Greshake von der Landwirtschaftskammer NRW. Auszuschließen sei das aber nicht. Es wäre sehr ärgerlich, wenn die Erzeugerpreise für Geflügel, Schweine und Rind leiden, weil es in der Schlachtung und Verarbeitung Engpässe gebe. Denn an der Fleischnachfrage könne es derzeit nicht liegen, „Der Konsument kauft“, stellt Greshake klar. Das sei erst einmal eine gute Nachricht unter so vielen schlechten.