Steigen die Braugerstenpreise wieder auf über 300 €/t oder entspannt sich die Lage weiter? Das fragen sich derzeit viele Landwirte, die im Frühjahr, teils notgedrungen, Braugerste gesät haben. Nach dem verregneten Herbst 2023 ist die deutsche Sommergetreidefläche zur Ernte 24 um rund 20 % auf rund 1,1 Mio. ha angewachsen. Die Sommergerstenfläche legte laut Braugersten-Gemeinschaft bundesweit um knapp 10 % zu.
Besonders in Niedersachsen ist die Fläche spürbar gewachsen: Dort stand Sommergerste zur Ernte 2024 auf rund 57.000 ha – nach knapp 32.000 ha im Vorjahr. Zum verstärkten Anbau dürfte allerdings auch die über Herbst und Winter deutlich gestiegenen Erzeugerpreise für den Bierrohstoff beigetragen haben.
Größere Braugersten-Ernte erwartet
Entspannt sich damit ab der Ernte 2024 die knappe Versorgungslage am Braugerstenmarkt? Kurz vor der Ernte war noch nicht genau absehbar, auf wie vielen der zusätzlichen Sommergetreideflächen Gerste mit Brauqualitäten gesät worden war. Unsicher sind auch die Prognosen zu den Qualitäten, die bei der Braugerste stark vom Wetter in der Vegetations- und Erntephase abhängen.
Zumindest aus der gestiegenen Sommergerstenfläche lässt sich jedoch ableiten, dass die 2023er-Erntemenge von 784.000 t deutscher Braugerste, deutlich überschritten werden könnte.
Wie das Bundesamt für Statistik mitteilte, ist der Inlandsabsatz von Bier in 2023 um gut 4 % gesunken und auch die Exporte fallen um 6 % niedriger aus. Dennoch gehen Marktbeteiligte davon aus, dass die Nachfrage nach heimischer Braugerste der Ernte 2024 wieder hoch sein wird, denn der Markt geht ohne wesentliche Überhänge in die neue Saison.
Zwar haben sich mit den Aussichten auf eine größere Erntemenge in diesem Jahr auch die Preise wieder abgekühlt: Als im Frühjahr 2024 kaum noch heimische Braugerste am Markt zu finden war, kletterten die Erzeugerpreise in Niedersachsen zeitweise auf mehr als 300 €/t (netto, frei Erfasser). Mittlerweile sind die Preise wieder auf etwa 240 €/t zurückgependelt.
Braugerste trotzdem knapp und teurer?
Der deutsche Braugerstenmarkt ist weiterhin unterversorgt, der Importbedarf beläuft sich auf rund 1 Mio. t pro Jahr. In den möglichen Lieferländern Frankreich, Dänemark und Schweden haben aber ebenfalls starke Niederschläge zu Verzögerungen bei der Aussaat geführt und lassen für dieses Jahr teils Ertragseinbußen erwarten.
Daraus lässt sich schließen, dass der lokale Absatz gesichert ist und später lohnende Prämien erzielbar sein könnten – wenn die Qualitäten mitspielen. Wir raten daher, Teilmengen, z. B. in Form von Vorkontrakten, zu verkaufen, um das Preisrisiko zu verringern und gegebenenfalls von später möglichen Preisanstiegen profitieren zu können .
Das Wichtigste:
Die Sommergetreidefläche in Deutschland ist zur Ernte 2024 deutlich gestiegen. Die Braugerstenernte dürfte spürbar größer ausfallen als im schlechten Vorjahr.
Heimische Braugerste dürfte 2024/25 wieder gefragt sein, die Inlandserzeugung deckt den Bedarf bei Weitem nicht.
Höhere Erzeugerpreise könnten sich damit im Verlauf der Saison ergeben.