Die Weltproduktion an Weizen wird sich nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) im laufenden Kalenderjahr wahrscheinlich spürbar verringern. In ersten Schätzungen von Anfang März geht die FAO davon aus, dass die Gesamternte 784 Mio. t erreichen wird; das wären 10,6 Mio. t oder 1,3 % weniger als 2022.
Wenn sich die Erwartungen bestätigen, wäre dies immer noch die zweitgrößte Weizenmenge aller Zeiten. In den Vereinigten Staaten haben die Farmer im Herbst so viel Winterweizen wie seit 2015 nicht mehr gedrillt; angereizt durch die im vergangenen Jahr zeitweise rekordhohen Erzeugerpreise.
Auch wenn es in Teilen der „Great Plains“ über den Winter zu trocken war, könnte die US-Weizenproduktion 2023 mit 51 Mio. t das höchste Niveau seit drei Jahren markieren. Zwar ist es mit der Aussaat der Sommerungen in Kanada noch eine Weile hin; offizielle Prognosen weisen dort aber preisbedingt ebenfalls auf eine größere Weizenanbaufläche hin. Normale Wetterbedingungen vorausgesetzt, könnten in Kanada dieses Jahr unterm Strich 35 Mio t Weizen von den Feldern geholt werden.
Kriegsschäden bremsen die Ukraine
In Europa deutet zu Beginn des Frühjahrs alles auf ein kleineres Weizenaufkommen als 2022 hin. In Russland ist es im Süden zu trocken, und niedrige Inlandspreise bieten kaum Anreiz, im Frühjahr Weizen zu drillen. Die diesjährige russische Weizenernte wird deshalb voraussichtlich hinter dem 2022 erreichten Rekordniveau zurückbleiben. In der Ukraine wiederum dürfte die Winterweizenfläche im Jahresvergleich um 40 % geschrumpft sein – mit absehbaren Auswirkungen auf das diesjährige Weizenaufkommen.
Als Gründe für den Einbruch führt die FAO fehlende Liquidität, Schäden an der Infrastruktur und verminte Felder an. Dagegen dürfte das Weizenareal in der Europäischen Union 2023 gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert ausfallen. Geringe Auswinterungsschäden versprechen der FAO zufolge gute Erträge, woraus unterm Strich ein EU-Weizenaufkommen von 136,5 Mio. t resultieren könnte. Für das Vereinigte Königreich prognostiziert die UN-Organisation beim Weizen eine moderate Ausweitung der Aussaatfläche. Da die dortigen Erträge jedoch nicht an den 2022 erreichen Rekord heranreichen werden, dürfte die Produktion auf 14,4 Mio. t sinken.
Gemischtes Bild in Asien
In Asien zeigt sich aktuell ein gemischtes Bild: In Indien geben staatliche Unterstützungsprogramme den Bauern finanzielle Anreize, die Weizenanbaufläche beizubehalten. Im benachbarten Pakistan prognostiziert die FAO für 2023 eine zumindest durchschnittliche Weizenanbaufläche, da das abgelaufene Hochwasser und staatliche Unterstützung den Zugang zu Land und Saatgut erleichtern. Die Wetterbedingungen sind in beiden Ländern bisher günstig, so dass die Weizenernten in Indien und Pakistan 2023 voraussichtlich über dem Fünfjahresmittel liegen werden.
Im Nahen Osten sind nach nur sporadischen Regenfällen in den ersten Monaten der Saison nun ergiebige Niederschläge erforderlich, um die Produktion für 2023 zu sichern. Auch in Nordafrika hat es in den letzten Monaten zu wenig geregnet. Durch das Niederschlagsdefizit drohen erschwerte Wuchsbedingungen für den Weizen in Ländern wie Marokko, Algerien oder Tunesien.