Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat seine Prognose für die weltweite Weizenernte 2022/23 am vergangenen Freitag (12.8.) um 8 Mio t auf 779,6 Mio t Weizen angehoben. Das wäre ein neuer Rekord, mit dem die Vorjahresmenge von 779,2 Mio t knapp übertroffen würde.
Die Washingtoner Experten begründeten ihren Optimismus vor allem mit einer voraussichtlich größeren Weizenerzeugung in Russland, die jetzt bei einer Spitzenmenge von 88 Mio t gesehen wird und damit das Vorjahresergebnis um 12,8 Mio t übertreffen würde. Im Juli waren lediglich 81,5 Mio t Weizen erwartet worden. Die russischen Landwirte hätten den Weizenanbau nach aktualisierten Schätzungen der russischen Statistikbehörde (Rosstat) weiter ausgedehnt als zuvor angenommen. Außerdem fielen die Erträge größer aus, hieß es.
Auch seine Prognose für die Weizenproduktion Australiens setzte das Washingtoner Ministerium herauf, und zwar um 3 Mio t auf jetzt 33,0 Mio t, weil die dort zunehmend günstigeren Witterungsbedingungen höhere Erträge erwarten ließen. Zudem wird Chinas Weizenernte nun auf voraussichtlich 138 Mio t taxiert, was ebenfalls einem Aufschlag von 3 Mio t entspricht. Im vergangenen Jahr ernteten die Landwirte im „Reich der Mitte“ 136,9 Mio t Weizen.
EU-Ernte kleiner geschätzt
Dagegen kürzten die Washingtoner Beamten ihre Schätzung für die EU-Weizenerzeugung um 2 Mio t auf 132,1 Mio t - hauptsächlich wegen der schwächeren Produktion in Ungarn, Spanien und Rumänien. Damit würde die in der Gemeinschaft erzielte Vorjahresmenge um 6,2 Mio t Weizen verfehlt.
Unterdessen reagierten die internationalen Terminmärkte für Weizen uneinheitlich auf die neuen Daten. Der Matif-Weizenfuture mit Fälligkeit im September 2022 ging am vergangenen Freitag um 18.30 Uhr für 339,75 Euro/t aus dem Handel und legte damit im Einklang mit der pessimistischeren Ernteprognose für die Union gegenüber dem Abrechnungskurs vom Vortag um 1,75 Euro/t zu. Dagegen gab der in Chicago gehandelte Kontrakt derselben Fälligkeit um 1,5 % auf 7,99 $/bu (288 Euro/t) nach.