Am Freitag zeigte sich der Handel in Chicago so aktiv wie lange nicht und es kam auf breiter Front zu starken Kursgewinnen. Auslöser waren Nachrichten aus Russland, die darauf abzielten, dass die Regierung möglicherweise die Exporte von Weizen und Sonnenblumensaat beschränken könnte. Besonders bei den Weizenkontrakten kam es zu einer langen nicht gesehenen Kursrallye, nachdem die Kurse in den Tagen zuvor kontinuierlich fielen.
Später wurden die Berichte etwas relativiert. Aus Regierungskreisen wurden kurzfristige Exportrestriktionen dementiert und man spreche lediglich mit Exporteuren darüber, dass die Kurse für Weizen ein Niveau haben müssten, welches die Produktionskosten der Landwirte decke.
In den deutschen Seehäfen bleibt es bei den nur sehr kleinen Mengen, die exportiert werden. Es fehlt das Neugeschäft. Auch die vom USDA runtergesetzten globalen Weizenbestände haben keine Wirkung auf die Märkte erzielt. Die Weltbestände an Getreide sind mehr als knapp. Das Verhältnis von Weizenbeständen außerhalb Chinas zum Verbrauch liegt mit 19,6 % auf einem niedrigen Niveau. Der weitere Preisverlauf dürfte stark davon abhängen, ob es in den kommenden Wochen nennenswerte Trockenschäden in der Schwarzmeerregion oder in Europa geben wird. Die umfangreichen Niederschläge der letzten Tage haben die Grundwasserversorgung in Nordeuropa, Russland und der Ukraine fast überall verbessert und damit auch die Aussicht auf hohe Erträge der Ernte 2023 erhöht.
Raps weiter unter Druck
Der Sojakomplex profitierte von dem deutlichen Aufwind bei Weizen und Mais und konnte ebenfalls fester schließen. Die Rahmenbedingungen haben sich aber nicht geändert: Das Rohöl handelte abermals schwächer und der US Dollar befestigte sich weiter. Der Exportdruck der hohen brasilianischen Ernte und die schwachen US-Exporte drücken auf das Preisniveau. Die Kurse für die Rapssaat geben aktuell erneut nach. An der Matif wurde die 450-Euro-Grenze vor dem Wochenende erneut nach unten unterschritten.
Damit erreichen sie ein Niveau wie zuletzt im September 2021. Die erneut angehobenen Rapsexporte Australiens und der Ukraine halten den Druck auf die Rapspreise in der EU aufrecht. Die EU-Rapsimporte summieren sich in der laufenden Saison 2022/23 bislang auf 5,9 Mio. t, ein Plus von 54 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Hauptlieferant bleibt die Ukraine (2,9 Mio. t), vor Australien (2,4 Mio. t) und Kanada (0,23 Mio.t).