Wegen der verbreiteten Nässe wurde auch die Kartoffelernte in den letzten Wochen zu einer spannenden Angelegenheit. Nach Einschätzung des Deutschen Kartoffelhandelverbandes (DKHV) ist die deutsche Ernte aber inzwischen weitgehend eingefahren. Allenfalls vereinzelt sollen noch Restmengen an Kartoffeln auf den Roder warten, vor allem Stärkekartoffeln in Ost Niedersachsen.
Nordwesteuropa deutlich im Rückstand
In Belgien, Frankreich und den Niederlanden sieht es laut DKHV etwas anders aus. Dort stehen ihm zufolge noch ca. 10 % in der Erde. Solange es nicht anhaltend friert, besteht aus Sicht des Verbandes für einen Teil dieser Kartoffel aber noch Hoffnung. Für welchen Markt (Stärke, Flocken) sie dann verwendet werden bleibt abzuwarten.
Damit klingt der Kartoffelhandelsverband optimistischer als andere Marktteilnehmer. Laut dem Agrarhandelsunternehmen Wilhelm Weuthen müssen auch in Deutschland nach den ergiebigen Niederschlägen nennenswerte Flächen wegen Nässe „abgeschrieben“ werden. Die Ackerbauberatung Delphy geht in tiefer liegenden Teilen der Niederlande längst von verlorenen Beständen aus.
Die Gesamternte in der EU-4 – also Deutschland, Frankreich, Niederlande und Belgien - wird vom DKHV auf 21,5-22 Mio. t geschätzt. Das wäre etwas mehr als im Vorjahr, wo nordwesteuropäischen Anbauregion rund 21,2 Mio. t zusammenkamen.
Hoher Krankheits- und Infektionsdruck
Menge ist aber gerade auch bei Kartoffeln nicht alles. Die Qualitäten müssen stimmen. Und hier fangen die Probleme an. Der DKHV spricht aktuell von einer „knappen Bedarfsdeckung“. Unmittelbare Versorgungsprobleme soll es bei Speisekartoffeln keine geben. Das liegt aber auch daran, dass die ungünstige Witterung für einen hohen Krankheits- und Infektionsdruck gesorgt hat. Längst nicht jede Partie ist für die Einlagerung geeignet und muss deshalb zügig vermarktet werden.
Nach Darstellung des Kartoffelhandelsverbandes ist die Haltbarkeit der spät geernteten Kartoffeln momentan eine größere Frage als die Verfügbarkeit. Die Börse EEX mit ihren deutlich gestiegenen Kursen spiegle die derzeitige Großwetterlage ab. Der DKHV erwartet daher im Frühjahr weiter steigende Preise, bei Speisekartoffeln sogar bereits vor Weihnachten.
Ob Import-Frühkartoffeln den Markt dann entlasten, steht derzeit noch in den Sternen. Israel leidet wegen des Kriegs im Nahen Osten auch in der Landwirtschaft unter einem heftigen Arbeitskräftemangel. Ob unter diesen Bedingungen die gleichen Exportmengen zustande kommen, kann jetzt noch niemand sagen.