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Wissenschaft: „Regional ist nicht krisenfester!“

Deutsche Wissenschaftler halten wenig von mehr Regionalität zum Schutz vor Ernährungskrisen. Corona zeige, dass globale Systeme mindestens genauso krisenfest seien.

Lesezeit: 3 Minuten

In der Corona-Pandemie fordern viele Bundesbürger eine Stärkung der heimischen landwirtschaftlichen Produktion, um besser für mögliche Lebensmittelknappheiten gewappnet zu sein. Doch die Wissenschaft sieht das offenbar anders. In einer Agrardebatte der Uni Göttingen diskutierten drei Professoren der Fakultät für Agrarwissenschaften über die bisherigen Lehren aus der Krise.

Prof. Dr. Achim Spiller stellt zunächst fest, dass Deutschland den Stresstest bestanden habe und bisher gut durch die Krise gekommen sei. Er sieht Vor- und Nachteile in einer nationalen Versorgung. So könne bei Grenzschließungen die regionale Versorgung besser aufrechtgehalten werden. Gleichzeitig seien regionale Systeme oft kleinteiliger und vielfältiger. Er sieht aber auch Vorteile in globalen Systemen, weil sie bei lokalen Infektions-Hotspots Ausweichmöglichkeiten böten.

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Der Professor für Marketing bei Lebensmitteln & Agrarprodukten plädiert deshalb dafür, auf politischer Ebene durch Abkommen Grenzschließungen zu verhindern. Zudem hält er eine intelligente Lagerhaltung für sinnvoll.

„Lange Lieferketten sind nicht per se krisenanfälliger“

Auch Prof. Dr. Bernhard Brümmer bescheinigt dem globalen System eine hohe Widerstandskraft. Weltweit habe es nur in Asien kurzzeitig Exportquoten einiger Länder gegeben. Die Preise für Agrarprodukte hätten sich während der Coronakrise nicht dramatisch verändert und seien zum Teil sogar gefallen. Der Experte für Landwirtschaftliche Marktlehre sieht auch lange Transportwege nicht als Problem. „Ein Schiff aus der Golfregion muss nicht viele Grenzen überqueren, um in die EU zu gelangen“, erklärte er.

Brümmer hält die Diskussion über mehr Regionalität für verfehlt, weil Deutschland längst sehr stark in das globale System integriert sei. Ein hoher Selbstversorgungsgrad bedeute auch nicht per se, dass man wenig importiere. Am Beispiel Käse verdeutlichte er das: Deutschland könne sich ohne Probleme mit Käse selbst versorgen, trotzdem würden große Mengen importiert. Gleichzeitig exportiere die Bunderepublik hohe Käsemengen. Die Globalisierung in der Ernährung zurückzudrehen hält Brümmer für falsch, weil es am Ende Wohlfahrtsverluste bedeute.

Globaler Handel stabilisiert den Markt

Prof. Dr. Matin Qaim widersprach dem Eindruck, die Pandemie habe kaum negative Folgen auf die globale Versorgung der Bevölkerung. „In den Entwicklungsländern wird die Zahl der Hungernden dramatisch steigen“, ist sich Qaim sicher. Das Hauptproblem sei hier, dass die Einkommen wegbrechen. Ersten Schätzungen zufolge steige die Zahl der hungernden Menschen um 30 bis 50 % in den kommenden Monaten. Schon jetzt seien es weltweit 800 Millionen.

Der Experte für Welternährungswirtschaft und Rurale Entwicklung führt den Wunsch auf mehr regionale Versorgung auf den Zeitgeist zurück. „Regional ist populär“, sagt Qaim. Nüchtern betrachtet, könne eine zu stark regionale Versorgung sogar zum Problem werden. Zum Beispiel wenn es aufgrund von Wetterextremen oder Naturkatastrophen zu Engpässen käme. Er empfiehlt als Krisenprävention stattdessen die Lieferketten zu diversifizieren. So könne man bei Importausfälle schnell ausweichen.

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