Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) sieht im Ökolandbau kein Allheilmittel für eine nachhaltigere Landwirtschaft.
Beiratsmitglied Prof. Friedhelm Taube von der Universität Kiel nannte vergangene Woche im Rahmen einer virtuellen Fachveranstaltung des WBAE die geringe Flächennutzungseffizienz des Ökolandbaus im Vergleich zu konventionellen Systemen als ein wesentliches Manko. Beim Klimaschutz sei der Ökolandbau anderen Landbausystemen gegenüber nicht systematisch überlegen.
Taube bekräftigte gleichwohl die Beiratsempfehlung in dem jüngsten Gutachten „Politik für eine nachhaltigere Ernährung“, den Ökolandbau als „Benchmark“ umweltfreundlicher Landwirtschaft zu fördern. Dies gelte sowohl in der Fläche, und zwar zunächst bis zur Erreichung des 20 %-Ziels, als auch lokal zum Schutz von Umweltgütern, beispielsweise in nitratbelasteten Gebieten. Gleichzeitig müsse es jedoch darum gehen, sogenannte „Hybridsysteme“ zu entwickeln, die über eine „Deintensivierung“ konventioneller Systeme eine erhöhte Ökoeffizienz gewährleisten. Diese Systeme seien über eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung zu zertifizieren und gegebenenfalls zu labeln.
Wirksam unterstützt werden könne dieser Ansatz über agrarpolitische Instrumente wie die Einführung einer Gemeinwohlprämie.
Der Wissenschaftler warnte mit Nachdruck davor, Potentiale für technische Lösungen zur Erreichung von mehr Ökoeffizienz zu verschenken. Dies gelte für die Bereiche Robotik und Sensorik ebenso wie für neue Züchtungsmethoden. Taube hält es für möglich, dass die mit dem fortschreitenden Klimawandel einhergehende Zunahme von Ertragsunsicherheiten im Ackerbau einen Wandel in der bislang polarisiert geführten Debatte über die neuen Verfahren in der Pflanzenzucht auslösen könnte.