Ausschnitt eines Leserbriefes den Roland Hauer als Reaktion auf die Karikatur an die Kronenzeitung geschickt hat.
„Missbrauchen Sie nicht Ihre Verantwortung!“
Ein Bauer, fröhlich singend am Traktor - ausgestattet mit seinem „Giftverteilungs-Gerät“, brettert frohlockend zur Osterzeit über seine Felder und vergiftet alles, was ihm im Wege steht − auch vor dem lieben Osterhasi will er nicht Halt machen. Welche Botschaft soll diese Karikatur dem Bürger übermitteln?
Vielleicht ist es Ihnen nicht entgangen, dass momentan europaweit Tausende Bauern bei zahlreichen Protesten ihren Unmut über die momentane Lage in der Landwirtschaft zum Ausdruck bringen. Von in der Praxis kaum mehr zu bewältigenden Auflagen bis zur katastrophalen Preislage bei den erzeugten Produkten stehen an der Tagesordnung.
Wir können es uns nicht leisten, dass eine Generation aus Profitgier das Maximum zulasten unserer wertvollen Bodenfruchtbarkeit aus den Äckern holt. Wir Bauern denken in Generationen und wollen auch unseren Nachkommen eine gesunde Lebensgrundlage in der Landwirtschaft übergeben.
Auch ich muss als Bauer meine Kulturen wie etwa Weizen, Gerste oder Raps schützen und behandeln, z. B., wenn der Weizen durch einen Pilz erkrankt oder der Raps von einem Schädling befallen wird. Wenn das meine Ernte und somit die Grundlage meines Tuns und Erfolges gefährdet, dann muss ich die Pflanze schützen. Wir arbeiten mit jahrzehntelang geprüften Wirkstoffen, mit modernster Technik und größtmöglicher fachlicher Ausbildung, damit wir unsere Pflanzen möglichst gesund zur Ernte bringen. Genauso wie ein Tier oder das eigene Kind wird die Pflanze behandelt, wenn sie krank ist. Auf diese Art erkläre ich es auch meinem vierjährigen Sohn, wenn ich mich mit meiner Feldspritze auf den Weg zum Feld mache.
Mit einer derart primitiven Darstellung unseres Tuns beweisen Sie, wie minderwertig Ihre Recherche, aber auch Ihre fachlichen Grundinformationen zur Landwirtschaft sind. Es ist kaum zum Ausdruck zu bringen, welch’ Wut und Ärger diese hirnlose Karikatur in mir und auch Tausenden meiner Berufskollegen auslöst.
Sie möchten es ja anscheinend genauso darstellen – alles wird totgespritzt und vernichtet vom plumpen, dämlichen Bauerntrottel. Singend zum „Gockola is do“ soll alles, was sich bewegt, einfach eliminiert werden. Dem Leser muss anscheinend vermittelt werden, der Bauer pfeift auf die Umwelt und Tiere.
Bitte denken Sie nicht, dass ich keinen Sinn für Humor oder Satire habe. Was Sie Ihren Lesern jedoch mit derartigen Zeichnungen vermitteln wollen, ist weit entfernt von jeglicher künstlerischer Freiheit und in meinen Augen nur mehr ein niveauloser Beweis, dass es in Ihrer Redaktion an Fachlichkeit mangelt.
Sie haben als Medium, die die Bevölkerung täglich mit Informationen rund um die Geschehnisse versorgt, eine große Verantwortung. Missbrauchen Sie diese Verantwortung nicht mit derartigen Darlegungen! Haben noch nicht genug Bauern das Handtuch geworfen und den Hof aufgegeben? Muss der einst hoch angesehene Bauernstand noch mehr öffentlich durch den Dreck gezogen und für Artensterben, Umweltzerstörung und Tierquälerei an den Pranger gestellt werden?
Roland Hauer, Landwirt,
3824 Raabs an der Thaya