Es gibt immer weniger Tierärzte für Nutztiere. Es ist ein Problem für Tierhalter in ganz Österreich. Die flächendeckende Versorgung mit Großtierpraktikern ist in manchen Regionen stark gefährdet. "Wir brauchen dringend eine Zukunftsstrategie für die tierärztliche Versorgung in unserem Land. Das ist wichtig für das Tierwohl und auch für den Erhalt einer zukunftsfähigen Landwirtschaft", fordert Andrea Wagner, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.
Der Fachkräftemangel macht vor den Veterinärmedizinern nicht Halt. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation verschärft. Aufgrund von Pensionierungen und fehlendem Nachwuchs ist eine künftige flächendeckende tiermedizinische Versorgung akut gefährdet.
Nur die Minderheit der jungen Absolventen der Veterinärmedizinischen Universität möchte sich auf landwirtschaftliche Tiere wie Rinder, Schweine oder Schafe spezialisieren. "Es braucht daher kurzfristige wie auch langfristige Maßnahmen zur Sicherstellung einer guten tierärztlichen Versorgung auf dem Land", sagt Wagner über die Notwendigkeit von veterinärmedizinischem Nachwuchs.
Die Entwicklung ist kritisch
Tierarzt Gerhard Eder, er führt eine Tierarztpraxis in Eggenburg, sieht die Entwicklung ebenfalls kritisch: "Aufgrund immer weniger Großtierpraktiker werden auch unsere Fahrten zu den Betrieben immer länger. Wochenend- und Nachtdienste sind schwierig zu planen und werden immer kostenintensiver. Zudem interessieren sich die Studierenden eher für Kleintiere als für landwirtschaftliche Nutztiere."
Eder betreibt seit 1998 eine eigene Tierarztpraxis in Eggenburg und ist auch in der Fleischuntersuchung tätig. Die Gemischtpraxis behandelt sowohl landwirtschaftliche Nutztiere als auch Kleintiere, deren Anteil stark im Steigen ist, genauso wie die Anzahl der behandelten Pferde. Zu Beginn seiner Tätigkeit erstreckte sich das Praxisgebiet Eders auf einen Radius von rund 15 km, heute sind es 50 km.
Maßnahmen gegen Tierärztemangel gefordert
Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich fordert einerseits eine längere Dienstausübungsmöglichkeit von Beschautierärzten, um die größte Not in diesem Bereich zu lindern. Andererseits sind Maßnahmen zu setzen, die den Zugang zum veterinärmedizinischen Studium für österreichische Studenten wieder erleichtern und die Attraktivität des Tierarztstudiums im Bereich der Nutztierpraxis entsprechend erhöhen.
Geht es nach der Kammer, soll an der Veterinärmedizinischen Universität Wien ein Kontingent von Studienplätzen für jene reserviert werden, die den Beruf als Nutztierärztin bzw. Nutztierarzt ergreifen wollen und sich verpflichten, nach Studienabschluss in einer Bedarfsregion als Großtierpraktiker tätig zu sein.
Außerdem sollte es ein Stipendiums für Studierende, die eine Nutztierpraxis anstreben, geben. Dies soll junge Menschen aus den Bundesländern unterstützen und motivieren, sich später wieder im eigenen Bundesland niederzulassen.
Einführung einer Niederlassungsprämie für Nutztierärzte in Gemeinden, in denen die Versorgung nicht gewährleistet ist. Lange Anfahrtswegstrecken verursachen einen hohen Aufwand für die Tierärzt:innen und führen zu sehr hohen Fahrtkosten. Hier braucht es entsprechende Modelle zur finanziellen Unterstützung. Speziell das Modell der Gemeinschaftspraxis soll forciert werden, so können Wochenend- und Nachtdienste auf mehrere Tierärzte aufgeteilt werden.