Die Landwirtschaftskammern sind tief verwurzelt in Österreich. Der Verein der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreich, kurz auch LK Österreich genannt, feierte am Montag sein 70-jähriges Bestehen. Rund 300 Gäste lud die LKÖ ins Raiffeisenhaus nach Wien.
Zahlreiche Ehrengäste gratulierten der Institution, allen voran Bundeskanzler Karl Nehammer, der die Versorgungssicherheit als wichtiges Gut erwähnte. "Gleichzeitig gibt es die immer wiederkehrende Diskussion, dass Menschen für ihre Arbeit einen gerechten und fairen Preis erzielen. Da braucht es engagierte Vertreter, die sich für diese Interessen einsetzen", sagt Nehammer.
Zur Sprache brachte der Bundeskanzler sein Bewusstsein für die schwierige Marktsituation mancher Sektoren, wie etwa der Putenbranche, die mit höheren nationalen Standards und Kosten bei sinkendem Absatz zu kämpfen hat. Weiters berichtete er von den Regierungsbestrebungen zur Verbesserung der Energieversorgungssicherheit und zum verstärkten Einsatz von Holz als "Baumaterial der Zukunft".
Bollwerk der Land- und Forstwirtschaft
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig hob in seiner Festrede insbesondere die große Bedeutung der LK Österreich in der Agrarpolitik, Bildung, Beratung und Kommunikation hervor und wie wichtig es ist, dass sich die Landwirtschaftskammer als Verein auch in gesetzgebenden Körperschaften einbringt. "Die LKÖ ist die ökosoziale Stimme aus der landwirtschaftlichen Praxis, eine unverzichtbare Unterstützung auf allen Ebenen und ein fachliches Bollwerk der Land- und Forstwirtschaft Österreichs", erklärt der Minister.
"Wir sehen uns als Wegbereiter und Wegbegleiter", betonte LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger, der allen Anwesenden vor Augen führte, dass Österreichs Land- und Forstwirtschaft nicht von multinational finanzierten, ferngesteuerten Konzernen, sondern vielmehr von rund 150.000 nachhaltig wirtschaftenden, bäuerlichen Familien geprägt ist. Diese seien eine unverzichtbare Basis für Österreichs Tradition, Kultur und Tourismus. "Gleichzeitig stehen diese Höfe auch für Innovationen. Unsere Bäuerinnen und Bauern bieten mit ihren Qualitätsprodukten, nachhaltigen Rohstoffen und Energien enorme Zukunftspotenziale, die es zu heben gilt", sagt der LKÖ-Präsident.
Sozialpartner im Gespräch
Bei einer Diskussionsrunde ging es um die unverzichtbare Rolle der Sozialpartnerschaft. Diese ist laut der Präsidentin der Arbeiterkammer Österreich, Renate Anderl, "wichtiger als je zuvor", da sie vielen Menschen helfe und in Krisen wie der Corona-Pandemie rasche Handlungsbereitschaft bewiesen habe. "Wir kämpfen mit der LKÖ Seite an Seite für eine gute Lebensmittelversorgung im Land", betonte auch der Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Wolfgang Katzian, der den gemeinsamen, freiwilligen Dialog mit der Bundesregierung als überaus wichtig bezeichnete.
Der Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, Karl-Heinz Kopf, brachte auch gemeinsame Herausforderungen wie die notwendige Transformation der Energiesysteme, die Ökologisierung und den Mangel an Fachkräften zur Sprache. Alle drei Spitzenkräfte bezeichneten die LKÖ als "verlässliche Partnerin" bei der Entwicklung von Lösungsansätzen.