Mit welchen Preisen können die Landwirte heuer für Ihr Getreide rechnen?
Lorenz Mayr: Aktuell ist die Preisfindung ein Blick in die Glaskugel. Alles, was geerntet wird, hat keinen Einfluss auf den Preis, es sind geopolitische Faktoren, die aktuell die Börsenpreise lenken. Was in Russland und der Ukraine passiert, steuert die Preise. Die Aufkäufer geben auch noch keine fixen Preise für Weizen bekannt. Es ist wirklich eine schwierige Vermarktungssituation für uns Landwirte in diesem Jahr.
Was raten Sie in der aktuellen Situation den Landwirten: Soll das Getreide im Lager gehalten oder schnell verkauft werden?
Lorenz Mayr: Jene, die kein Lager haben, haben schon abgeliefert und können sowieso nur mehr auf den Preis warten. Ich handhabe es so, dass ich ein Drittel der Ernte gleich verkaufe, ein Drittel über Vorkontrakte vermarkte und eines einlagere. Alles auf eine Karte zu setzen, ist bei diesen volatilen Märkten wie ins Spielcasino zu gehen. Über einen längeren Zeitraum macht es auf jeden Fall Sinn, das Risiko zu streuen.
Wie schätzen Sie die Vermarktung heuer im Biobereich ein?
Lorenz Mayr: Auch hier gibt es bis jetzt keine Preisbildung, da derzeit das Angebot höher ist als die Nachfrage. Die Qualitäten im Biobereich sind größtenteils nicht besonders, die Proteingehalte niedrig. Es wird auch hier eine interessante Vermarktungssituation geben.
Wie sind die Qualitäten beim Weizen ausgefallen?
Lorenz Mayr: Im konventionellen Bereich schätze ich, dass internationale Ware mit hohen Proteingehalten fehlen wird. Durch die Witterung war es schwer, zu hohen Proteinwerten zu kommen. Vor allem jene, die auf Pflanzenschutz verzichtet haben, haben vielerorts Qualitätseinbußen durch Krankheiten erlitten. Auch in den Nachbarländern sieht es so aus, als ob die Qualitäten eher niedriger ausfallen würden. Das wird auch beim Bio-Weizen der Fall sein. Ware mit guter Qualität wird mit Sicherheit gesucht werden, die Mühlen sind darauf angewiesen.
Inwiefern haben die Importe aus der Ukraine Einfluss auf den österreichischen Markt?
Lorenz Mayr: Im Vorjahr sind etwa 6.000 t Weizen aus der Ukraine in Österreich gelandet. Die hatten vermutlich wenig Einfluss. Wie es heuer sein wird, ist unklar. Hier kann uns nur eine klare Kennzeichnung von österreichischer Ware helfen. Mit dem neuen AMA-Gütesiegel für Getreide können die Konsumenten unterscheiden, wo ihr Mehl oder jenes in den Backwaren herkommt. Das wird die heimischen Betriebe stärken.