Schaut man bei namhaften Internetportalen, muss man den Kopf schütteln, was da alles unter dem Prädikat „Zuchtstier“ angeboten wird. Nur weil sich ein männliches Tier vermehren kann, heißt das noch lange nicht, dass auch jedes männliche Tier zur Zucht taugt!
- Sorgfältig Auswählen
- Ein geprüfter Zuchtstier bringt in vielerlei Hinsicht seinen Mehrwert:
- Der Züchter kennt die Linien und kann gut beraten, in welche Richtung der Stier vererben wird, ob er z. B. für Kalbinnen geeignet ist, frühreif, für die Endmast tauglich etc.
- Ein bewerteter Stier wurde von geschultem Fachpersonal beurteilt. Es ist somit ausgeschlossen, einen Stier mit gravierenden Fehlern im Exterieur zu bekommen.
- Mit der Zuchtbescheinigung wird die Abstammung des Stieres garantiert und man bekommt so alle Leistungsdaten.
- Erwirbt man einen Zuchtstier mit Papier vom Zuchtbetrieb, sind auch Gewährleistungen gegeben.
- Wenn der Stier zuverlässig jedes Jahr pro Kuh ein gesundes, vitales, frohwüchsiges Kalb bringt, das gut verkauft werden kann, hat man einen Mehrwert. Zudem macht der Schlachtwert eines Altstieres oftmals einen beachtlichen Betrag aus.
Schnell gelesen
Ein geprüfter Zuchtstier wurde von Experten beurteilt, gravierende Exterieurfehler sind damit ausgeschlossen.
Züchter können Käufer über Linien und Vererbungseigenschaften gut beraten.
Beim Verladen und Transport sollte man ruhig umgehen und den Stier am Strickhalfter anbinden, nie am Nasenring!
Beim Abladen möglichst nah an die Box heranfahren und unbeteiligte Personen oder Hunde wegschicken.
Ein gute Mensch-Stier-Beziehung macht sich auf Dauer bezahlt.
5.000 Euro und mehr
Für den Züchter ist es ein wesentlicher Arbeitsaufwand, Rinder für die Reinzucht korrekt auszuwählen. Alleine die Suche nach neuem, gutem Sperma oder einem neuen Zuchtstier ist mit viel Zeit verbunden. Auch die Kosten schlagen sich hier kräftig nieder. Eine Portion Sperma eines guten Stieres für die Zucht kann schnell einmal 50 € aufwärts kosten. Eine Portion für die Gebrauchskreuzung ist im Vergleich für ca. 8 € zu erwerben.
Die Preise für gute Deckstiere für die Reinzucht sind deutlich höher. Kosten von 5 000 € und mehr sind keine Seltenheit. Zudem sind die Mitgliedschaften beim Zuchtverband und LKV Voraussetzung. Die Wiegungen, die zweimal jährlich erfolgen, sind ebenfalls ein Arbeits- und Kostenfaktor. Mit einem angehenden Zuchtrind muss viel mehr gearbeitet werden als mit einem reinen Einsteller für die Mast. Selektion, Führigmachen, Zeitaufwand für die Bewertung und auch die Kundeninformation und -betreuung fallen an. All diese Kosten müssten mit dem Verkauf eines Deckstieres gedeckt werden.
Richtig anbinden
Ein geeigneter Tiertransporter ist eine absolute Notwendigkeit. Neben der Einhaltung der aktuell gültigen Richtlinien zum Tiertransport empfehle ich immer eine ordentliche Fixierung des Tieres mittels Strickhalfter und im besten Fall mit einem Halsriemen. Ein Halsriemen deshalb, dass ich beim Abladen das angebundene Strickhalfter leichter lösen kann.
Hierbei ist zu beachten, dass im Kopfbereich des Anhängers stabile Ringe zum Anbinden vorhanden sind. Niemals darf ein Stier am Nasenring fixiert werden! Dieser dient wirklich nur zur Sicherung beim Führen! Die Tiere sind an der Nase sehr empfindlich und die Verletzungsgefahr ist groß.
Günstig ist immer, wenn der Stier auch Heu zur Verfügung hat, so klappt die Verladung besser und er hat zudem eine Beschäftigung während der Fahrt. Als Einstreu im Transporter haben sich Sägespäne und darüber Stroh am besten bewährt. Sägespäne bieten Rutschfestigkeit und das Stroh (beim Verladen auch auf der Rampe verteilen) erleichtert das Verladen, da es vertraut wirkt und die Geräuschkulisse reduziert.
Bewährt haben sich Kameras auf dem Anhänger. Wer das nicht hat, sollte je nach Wegstrecke eine Pause einlegen und im Anhänger nach dem Rechten sehen. Besondere Vorsicht gilt beim Transport mit Pferdeanhängern, welche im Kopfbereich eine Stange aufweisen. Den Stier nicht über den Bügel anbinden! Rutscht er aus und kommt zum Liegen, ist die Gefahr der Strangulation groß.
Ruhig Abladen
Alleine im Anhänger, der laute Verkehr etc. – all das sind Faktoren, die dazu führen, dass der Stier nach dem Transport oftmals so schnell wie möglich vom Anhänger herunter will. Darum gilt „gute Vorbereitung und ruhiges Arbeiten“. Das heißt: so weit wie möglich mit dem Anhänger zur Box fahren, offene Gänge mit Gattern verstellen.
In der Box, in die der Stier kommt, sollte bereits ein anderes Rind anwesend sein. Rinder sind Herdentiere, das Hören und Sehen eines Artgenossen wirkt schnell beruhigend.
Auch wenn sich der Großvater und die Kinder schon sehr über den neuen Herdenstier freuen und auch der Nachbar schon neugierig ist – beim Verladen ist es am besten, in Ruhe zu arbeiten. Auch der Hofhund sollte für die Zeit des Abladens kurz woanders sein.
Gute Beziehung pflegen
Auch Zuchtstiere brauchen Betreuung! Man möchte schließlich jahrelang seine Freude an einem leistungsstarken Zuchtstier haben.
- Ab und zu eine Leckerei und das Kraulen am Schwanzansatz oder der Schulter (nicht am Kopf!) fördert eine gute Mensch-Stier-Beziehung.
- Optimal ist, wenn dem Stier auch das eine oder andere Mal ein Halfter angelegt wird, damit er den Respekt vor den Menschen nicht verliert und das Mitgehen am Strick nicht verlernt. Verladungen, Klauenpflege etc. ist mit einem führigen Stier oftmals leichter.
- Vor allem in der Decksaison, die dem Stier je nach Einsatz körperlich einiges abverlangt, ist eine bedarfsgerechte Fütterung und Mineralstoffversorgung besonders wichtig!
- Bei der Aufstallung ist darauf zu achten, dass ein Altstier einen entsprechenden Platzbedarf hat – egal ob es die Liegefläche oder die Fressplatzbreite ist.
Ein Deckstier ist eine wertvolle Investition, behandeln Sie ihn auch so!
Unserer Autorin Johanna Schachinger, vulgo Hansbauer, betreibt eine Charolais Zucht im Bezirk Ried (OÖ). Eine kurze Reportage über ihren Betrieb lesen Sie hier: Professionelle Zucht ist ein Fulltimejob