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Report zum Lebensmittelkonsum

Hannes Royer: „Die Konsumenten sind Heuchler“

Für Hannes Royer von "Land schafft Leben" lautet ein Fazit aus dem Report „Lebensmittelkonsum in Österreich“, dass Konsumenten in ihrem Einkaufsverhalten Heuchler sind. Dies gelte es zu ändern.

Lesezeit: 5 Minuten

Von A wie Aktionen bis T wie Tierwohl: In seinem neuen Report widmet sich der Verein "Land schafft Leben" (LsL) den Kaufgewohnheiten der Österreicherinnen und deren Auswirkungen. Über Inhalte und Konsequenzen daraus informierten heute Hannes Royer und Maria Fanninger, die Gründer von LsL.

Wichtiges Ergebnis: Das Kaufverhalten passt in vielerlei Hinsicht nicht mit dem zusammen, was wir uns als Gesellschaft von der Lebensmittelproduktion wünschen. „Genau vor diesem Dilemma stehen wir aktuell z.B. in der Diskussion rund um die Schweinehaltung. Denn gerade bei Fleisch haben wir oft sehr hohe Ansprüche an die Produktion, kaufen dann aber das Billigste“, meinte Maria Fanninger. „Die Standards in der Produktion zu heben, ist erst der halbe Weg zum Ziel. Sie müssen dann auch gehalten werden. Und das können nur wir Konsumentinnen und Konsumenten tun – mit unserem täglichen Einkauf."

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Verpflichtende Haltungs- und Herkunftskennzeichnung notwendig

Deshalb brauche es eine verpflichtende Herkunfts- und Haltungskennzeichnung, und zwar im Lebensmittelhandel genauso wie in der Gastronomie und in der Gemeinschaftsverpflegung. Fanninger: "Nur so können die Menschen auf einen Blick erkennen, warum sie plötzlich mehr für Schweinefleisch bezahlen sollen. Und können mit ihrem Einkauf die hochwertige Produktion auch wirklich fördern, anstatt sie sich nur zu wünschen."

Was uns beim Lebensmittelkauf (wirklich) wichtig ist

Die Diskrepanz zwischen Absicht und realem Verhalten der Verbraucher zeige eine RollAMA-Befragung: 48 % der Befragten gaben an, dass ihnen Tierwohl wichtig sei. Die wenigsten davon greifen dann aber auch zu den entsprechenden Lebensmitteln. Beim Schwein etwa liegt der Bio-Anteil bei nur 4 %. "Und nur 1,6 % davon wird in Österreich gegessen, der Rest wird exportiert", erklärte Hannes Royer. „Die Ergebnisse unserer Recherche bestätigen vor allem eines: Dass uns gar nicht bewusst ist, wie viel Macht wir mit unserem Einkaufsverhalten eigentlich haben. Ein Beispiel: Jahrelang mussten Edelteile wie Schweinemedaillons in großen Mengen nach Österreich importiert werden, weil die Nachfrage so groß war. Aktuell hingegen werden die Edelteile österreichischer Schweine teilweise sogar faschiert, weil sie nicht nachgefragt werden. Das zeigt, welchen Einfluss unser Kaufverhalten auf die Lebensmittelproduktion hat. Wir haben hier als Konsumentinnen und Konsumenten eine große Verantwortung. Und die sollten wir unbedingt nutzen.“

Aktionen spielen beim Fleischkauf ebenfalls eine große Rolle. 2023 lag der Aktionsanteil von Fleisch bei 44 %. Dort finden sich auch besonders häufig sogenannte „Rabattmarkerl“, die die Konsumentinnen und Konsumenten auf ein Produkt ihrer Wahl kleben können. In Österreich ist der Aktionsanteil mit durchschnittlich 30 bis 40 % Aktionsware im Lebensmitteleinzelhandel generell sehr hoch.

Geschmack als wichtigstes Kaufkriterium

Der Report befasst sich auch mit vielen weiteren Kaufkriterien. Aktuell am wichtigsten ist den Konsumentinnen und Konsumenten der Geschmack des Lebensmittels, gefolgt von seiner Herkunft und seinem Preis. Der Faktor Herkunft hat aber seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges und der darauf folgenden Inflation mit -11 % deutlich an Wichtigkeit verloren, während der Faktor Preis im gleichen Zeitraum weiter gestiegen ist.

Dafür führte Royer das Beispiel Pute an. "Wir haben die strengsten Tierschutzauflagen in der Putenhaltung in ganz Europa, u.a. mit einem Besatz von 40 kg/m2. In anderen Ländern wie Deutschland oder Polen stehen auf gleicher Fläche fast doppelt so viele Puten im Stall." Die unterschiedlichen Haltungsbedingungen würden sich dann im Handel im Preis bemerkbar machen. So koste eine österreichische Pute mit AMA-Gütesiegel aktuell 14 bis 15 €/kg und Biopute 36,90 €/kg. Dagegen werde die deutsche Pute um 9 €/kg angeboten. Da sei es kein Wunder, dass der Selbstversorgungsgrad mit österreichischer Pute deutlich gefallen sei. Royer: "Wenn wir als Konsumenten beim Einkauf nicht mitgehen, kann der Gesetzgeber tun, was er will."

Je mehr Transparenz, desto größer der Fokus auf Qualität

Royer fasste die wichtigsten Ergebnisse des Reports wie folgt zusammen: "Dem Verbraucher ist Tierwohl am Ende des Tages ziemlich egal, er schaut immer zunächst auf sein eigenes Wohl." Daraus zog er das Fazit: "Die Konsumenten sind Heuchler." Dies sei natürlich eine herbe Anschuldigung. Um dies ins Positive zu wandeln, müsse es deshalb gelingen, den Fokus beim Verbraucher langfristig zu verändern.

Wichtig sei laut Royer: "Je mehr Transparenz wir in das System Lebensmittel hineinbringen, desto mehr wird sich hier die Qualität einpendeln." Auch Royer appellierte deshalb noch einmal: "An einer Haltungs- und umfassenden Herkunftskennzeichnung führt kein Weg vorbei." Er wisse zwar, dass sich viele Bauern gegen eine Haltungskennzeichnung wehren würden. Aber hier müsse die Landwirtschaftskammer mehr Aufklärungsarbeit leisten. Royer: "Deutschland hat die Kennzeichnung ja auch schon. Wenn wir dies nicht bekommen, sehe ich die Gefahr eher aus dem Ausland."

Alles zum Thema Lebensmittelkonsum in Österreich

Im neuen Report des Vereins Land schafft Leben finden Interessierte umfangreiche Informationen zum Thema Lebensmittelkonsum in Österreich. Der Report ist das Ergebnis einer ausführlichen Literaturrecherche und zahlreicher Gespräche mit Fachexpertinnen und -experten. Auf über 70 Seiten und 54 Grafiken findet man alles rund um die Verfügbarkeit, den Verbrauch und den Preis von Lebensmitteln, über Kaufkriterien von Aktionen bis Tierwohl, über Konsumpsychologie, bewussten Konsum und vieles mehr.

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