Unser Autor Klemens Mechtler, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, AGES Wien berichtet
Auch 2022 ist der Anbau von Sojabohnen wieder stark gestiegen, und zwar um 17.000 auf über 93.000 ha. Der heimische Anbau ist durch den Wegfall der Stickstoffdüngung, den auf Herbiziden beschränkten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, ihre gute Eignung für die biologische Produktion und die günstigen Marktpreise attraktiv. Zudem passt die Kultur gut in die Eiweißstrategie und zu einem nachhaltigeren Pflanzenbau.
Eine hochaktive Sojazüchtung, insbesondere in Österreich, bringt laufend interessante Sortenneuheiten hervor. Sortenunterschiede innerhalb einer Reifegruppe betragen bei mittlerer Abreifewitterung sieben bis zehn Tage, ein feuchter Herbst kann diese Zeitspanne deutlich verlängern.
Neu in Reifegruppe 000
Agneta (Reife 2), raschwüchsig, ist frühreifend, bei mittlerem Wuchs gut standfest. Peronospora schädigt wenig. Bakteriosen können stärker auftreten. In den Ertragsmerkmalen werden die Sorten Abaca und Paprika nicht erreicht, Stepa bei gleicher Reifezeit aber übertroffen.
Akuma (Reife 3) reift wie Aurelina ab. Die raschwüchsige Sorte ist bei mittelkurzem Wuchs gut standfest. Akuma mit mittelhohem Proteingehalt überzeugt ertraglich vor allem im Alpenvorland, entspricht aber auch in den südlichen Anbaulagen.
Ein sehr ähnliches Abreifeverhalten zeigt Noa , ebenso raschwüchsig bei mittlerem Wuchs und guter Standfestigkeit. Die Anfälligkeit für Bakteriosen ist höher. Noa entsprach ertraglich vor allem im Alpenvorland und zeigte im sommertrockenen Jahr 2022 stabile Erträge. Axioma, mit Reife 4 eine späte 000-Sorte, ist kurzwüchsig mit ausgezeichneter Standfestigkeit. Die Krankheitstoleranzen sind überwiegend gut ausgeprägt. Axioma überzeugt mit ihren Korn- und Proteinerträgen in beiden 000-Anbaulagen. Die Sorte ist sehr kleinkörnig.
ES Collector , ebenso eine späte 000-Sorte mit äußerst guter Standfestigkeit und mittlerer Wuchshöhe, verfügt über mittelgute bzw. gute Widerstandsfähigkeit gegenüber Bakteriosen und Virosen. Peronospora und Samenflecken traten nur wenig auf. Ihre Leistungen waren im Alpenvorland überzeugend bei mittleren Erträgen in Südostösterreich.
Unter den früher gelisteten 000-Sorten sind Abaca und Paprika raschwüchsige, trotz der frühen Reife (Note 2) ertragreiche Züchtungen. Paprika ist zudem gut standfest. GL Melanie , Obelix oder Stepa mit einer noch etwas früheren Abreife sind raschwüchsig, kompakt im Wuchs und standfest. Aurelina (Reife 3), länger im Wuchs, mittelgut standfest und mit hohem Proteingehalt erreicht mittlere Kornerträge und überdurchschnittliche Proteinleistungen.
Im späten 000-Reifebereich (Reife 4) ist das Sortenangebot vielfältig: Die rasch- und langwüchsige Ancagua ist mittelgut standfest und bringt sowohl im Alpenvorland als auch in Südostösterreich und Kärnten deutliche Ertragsfortschritte. Gleiches gilt für Ascada , allerdings hat sie eine schwächere Standfestigkeit (Note 6) trotz des kürzeren Wuchses. Der Proteingehalt ist niedrig. Acardia, Adelfia oder Apollina mit raschem Jugendwachstum erreichen in beiden Anbaugebieten deutliche Mehrerträge, Adelfia und Apollina auch in der Proteinleistung, Acardia dagegen im Ölertrag. RGT Salsa ist sehr raschwüchsig bei mittlerer Wuchshöhe und Standfestigkeit.
Reifegruppe 00
Ende 2022 kamen Ameva , LID Constructor , Simpol (Reife 5) und Australia (Reife 6) neu auf die Sortenliste. Alle zeigen ein rasches Jugendwachstum. Die Sortenleistungen werden im 00-Anbaugebiet für das ober- und niederösterreichische Alpenvorland, das pannonische Trockengebiet und für Südostösterreich einschließlich Kärntner Becken getrennt ausgewiesen.
Ameva , mittelkurzer Wuchs, sehr gut bis gut standfest ist für Peronospora und Bakteriosen gering bis mittel anfällig. Virosenbefall war kaum zu beobachten. Ameva erreichte deutliche Mehrerträge im Alpenvorland bei ansonsten mittleren Kornerträgen. Bei dem mittelhohen Ölgehalt sind die Vorteile im Ölertrag noch deutlicher. LID Constructor , mit mittelhohem Wuchs, mittelgut standfest bei überwiegend günstigen Krankheitseigenschaften zeigte mittlere bis überdurchschnittliche Ertragsleistungen in allen drei Anbauregionen. Protein- und Ölgehalt liegen im mittleren Bereich. Simpol mit mittlerer Wuchshöhe und geringer Lagerneigung erzielte deutliche Mehrerträge oft dort, wo eine gute Standfestigkeit gefordert war. Die Krankheitseigenschaften sind günstig ausgeprägt. Relevante Ertragsvorteile werden im Alpenvorland realisiert bei guten mittleren Kornerträgen im Trockengebiet und in Südostösterreich.
Australia reift mittelspät und ist trotz ihrer Langwüchsigkeit (Note 8) mittelgut standfest. Die Sorte kann einen Befall mit Peronospora, Bakteriosen oder Virosen abwehren. Samenflecken können in mittlerem Ausmaß auftreten. Die großkörnige Australia zeigte bei mittelhohem Ölgehalt in allen Anbauregionen relevante Ertragsvorteile, insbesondere aber im Alpenvorland.
Von den bereits gelisteten 00-Sojabohnen überzeugt Annabella (Reife 5) mit raschem Jugendwachstum, mittelguter Standfestigkeit und mittelguten Krankheitstoleranzen. Ihre Korn- und Proteinerträge liegen in allen Anbauregionen über dem Standardmittel bei mittleren Protein- und Ölgehalten.
P005A74 und RGT Satelia (Reife 5) mit hellem Nabel zeigen eine mittlere bzw. mittelgute Standfestigkeit. P005A74 bringt knapp mittlere Kornerträge.
Jenny , ES Mentor , RGT Siroca sind für die Speisesojaproduktion geeignet. Supernova , mit dunklem Nabel, verfügt über einen hohen Proteingehalt. Die raschwüchsige, später reifende (Note 6) Lenka erfüllt mit ihrem hellen Nabel, großen Korn- und Proteinreichtum wichtige Anforderungen für die Speiseproduktion. Die Lagerneigung, Sclerotinia-Anfälligkeit und Samenflecken sind jeweils gering bis mittel.
Altona, Alvesta , Artoga , Atacama und Sonali (weiß blühend) entsprechen ertraglich in allen drei 00-Anbaugebieten, Sonali vor allem im Alpenvorland. Delphi PZO und Orakel PZO , beide sehr hochwüchsig und mittelgut bzw. mittel standfest, erzielten im Trockengebiet und insbesondere im Alpenvorland deutliche Mehrerträge. Ihre mittlere bzw. mittelstarke Anfälligkeit für Sclerotinia ist zu beachten.
Wo Reifegruppe 0 anbauen?
Der Anbau von 0-Sorten empfiehlt sich allgemein nur für die wärmsten Anbaulagen. Auch hier gibt es noch relevante Unterschiede im Abreifeverhalten:
Albenga , Aspecta , Avenida Cypress und Kristian zählen zu den früheren 0-Sorten (Reife 7). Aspecta und Avenida liegen im Korn- und Proteinertrag auf Standardniveau, Kristian und Cypress regional darüber.
Bei den späteren 0-Sorten (Reife 8) seien die guten Korn- und Proteinerträge von Artesia , DH4173 oder Ezra erwähnt. GL Valerie , GL Leonie und die späte Asitka überzeugten vor allem in den südlichen Anbaugebieten. Die hellnabelige Alameda ist die proteinreich. 0-Sorten werden meist sehr hoch, auf Unterschiede in der Standfestigkeit ist zu achten: Albenga, Artesia, Cypress, GL Valerie oder Asitka sind gut standfest. Günstige Abreifewitterung ist besonders bei Asitka aus der Reifegruppe I gefragt.
Der Anbauumfang der späten Sorten ist vergleichsweise gering. Im Jahr 2022 wurde diese Prüfung von 0-Sorten mit Blick auf die bereits gegebenen Zulassungen ausgesetzt. Eine Übersicht zu den 0-Sorten können Sie per E-Mail unter redaktion@topagrar.at anfordern.