Ist auf dem Hof kein Hubarbeitsbühne oder Frontlader-Arbeitskorb vorhanden, können Unglücksfälle alleine schon dadurch verhindert werden, dass ausschließlich mit geeigneten Leitern gearbeitet wird und einfache Verhaltensregeln befolgt werden. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft Forsten und Gartenbau (SVLFG) gibt Tipps zum richtigen Einsatz von Leitern bei der Obsternte.
Obstbaumleitern
Lässt sich der Leitereinsatz bei der Arbeit auf der Streuobstwiese oder im Obstgarten nicht vermeiden, eignen sich Podestleitern oder freistehende Obstbaumleitern mit einer oder zwei Stützen am besten zur Arbeit, so die SVLFG. Vor dem Einsatz müsse überprüft werden, ob Leitern und Stützen unbeschädigt sind. Freistehende Leitern müssten in Richtung des Baumes aufgestellt werden. Durch eine Drei-Punkt-Aufstellung und durch die Verankerung der Spitzen im Erdboden haben solche Obstbaumleitern einen festen Stand und stehen unabhängig vom Baum.
Haushaltsleitern nicht geeignet
Haushaltsstehleitern seien für den Einsatz auf gewachsenem Boden völlig ungeeignet, weil sie besonders leicht kippen. Das Gleiche gilt für Mehrzweckleitern mit oder ohne Quertraverse (Querfuß), die als Stehleitern aufgestellt werden können.
Sorgenkind Sprossenleiter
Unter allen Leitern seien Sprossenleitern die Sorgenkinder. Sie bergen das höchste Unfallrisiko, weil die Sprossen keinen festen Tritt ermöglichen. Personen rutschen deshalb sehr leicht ab. Wenn sie stürzen, sind die Unfälle häufig besonders schwer und die Betroffenen leiden mitunter lebenslang unter den Folgen. Sprossenleitern sollten deshalb generell am besten gar nicht eingesetzt werden und wenn doch, dann nur kurz, um erhöht liegende Arbeitsplätze zu erreichen. Diese Regel sei so wichtig, dass sie für Arbeitgeberbetriebe im Garten- und Landschaftsbau, aber auch in der Land- und Forstwirtschaft verbindlich gilt. Nur in absoluten Ausnahmefällen darf eine Sprossenleiter als erhöht liegender Arbeitsplatz genutzt werden. Diese Ausnahme könnte sich im Obstbau bei großkronigen Bäumen auf Streuobstwiesen ergeben.
Leitern richtig anlegen
Anlegeleitern rutschen leicht weg oder kippen um, wenn sie nicht ausreichend befestigt werden. Deshalb müssen auf jeden Fall folgende Punkte für ein sicheres Arbeiten beachtet werden:
Am besten die Leiter am Baumstamm anlegen und gegen Wegrutschen und Umkippen sichern. Dazu eignet sich ein Zurrgurt, der am Leiterkopf und am Stamm oder an einem Ast befestigt wird. Soll die Leiter an einem Ast angelegt werden, vorher prüfen, ob dieser dafür stabil genug ist und ob beide Leiterholme verlässlich aufliegen.
Die Leiter im richtigen Winkel (rund 70 Grad) anstellen. Beide Leiterholme müssen Halt finden.
Um zu gewährleisten, dass die Leiter sicher im Boden verankert ist, solltenausreichend lange Leiterspitzen aus Metall verwendet werdeb. Diese an den Leiterfüßen befestigten Erdspieße werden hierzu fest in den Boden gesteckt.
Bei Hanggrundstücken Leiterfüße mit Niveauausgleich und Leiterspitzen einsetzen.
Verhaltensregeln für die sichere Obsternte mit der Leiter
Es liege nicht immer an falschen oder mangelhaften Arbeitsmitteln, wenn sich Unfälle bei der Obsternte ereignen. Oft ist die Unfallursache auch menschliches Fehlverhalten. Deshalb gilt:
Leitern richtig anlegen (siehe oben)
Dreh- oder Kipppunkt der Leiter nicht übersteigen
Balance halten und nur Früchte ernten, die leicht erreicht werden können
Nicht in den Bäumen klettern
Stabiles Schuhwerk mit einer griffigen, sauberen und festen Sohle tragen
Augen auf beim Leiterkauf
Falls Sie den Kauf einer neuen Leiter planen, dann sei es sinnvoll, darauf zu achten, dass Obstleitern der DIN-Norm 68363 oder der DIN-Norm 68361 entsprechen. Für Anlegeleitern gilt die DIN-Norm 131.
Die SVLFG-Broschüre „Leitern“ (B19) und die für Arbeitgeber verbindliche Technische Regel für Betriebssicherheit TRBS 2121-2 geben weitere Informationen zum sicheren Umgang mit Leitern. Sie stehen zum kostenlosen Download auf der Internetseite der SVLFG unter www.svlfg.de/mediencenter beziehungsweise unter www.svlfg.de/gesetze-vorschriften-im-arbeitsschutz.