Sollte diese gerichtliche Entscheidung Schule machen, können sich die deutschen Weidetierhalter warm anziehen: Wegen „vermeidbaren Tierleids“ muss ein 75-jähriger Schafhalter aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg 600 € ans Amtsgericht zahlen. Zuerst hatte die „Elbe-Jeetzel-Zeitung“ über den Prozess berichtet.
Kreis zeigt Halter nach Rissen an
Vorausgegangen waren dem Wolfsangriffe auf die Herde des Halters. Der Landkreis hatte den 75-Jährigen daraufhin mehrfach aufgefordert, für einen besseren Schutz der Schafe zu sorgen, erläuterte der NDR. Dem sei der Landwirt aber nicht nachgekommen. Bei einem weiteren Übergriff von Wölfen seien neun Schafe getötet worden.
Der Landkreis vertrat im Anschluss die Auffassung, dass der Tod der Nutztiere und das damit verbundene Tierleid hätten verhindert werden können. Er zeigte den Halter an. Seitens der Staatsanwaltschaft erfolgte ein Strafbefehl gegen den Bauernwegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.
Vor Gericht verteidigte sich der Mann selbst. Das Verfahren wurde schließlich gegen eine Zahlung von 600 € auf Empfehlung des Gerichts eingestellt.
Wolfsschützer begeistert, Halter empört
Während der Verein „Wolfsschutz-Deutschland“ den Fall als Zeichen gegen „Rissprovokation“ begrüßte, zeigten sich Landwirte und Schafhalter in den sozialen Medien empört. Bauer Willi schreibt auf „X“: „Geht’s noch? Rissprovokation: Schäfer muss Strafe zahlen und der Verein findet das auch noch gut!“
Geht’s noch? Rissprovokation: Schäfer muss Strafe zahlen und der Verein findet das auch noch gut! https://t.co/AgrcHJnymi
— Bauer Willi 🥕🍓 (@BauerWilli_org) March 17, 2024
Der Nutzer „Hans Klein“ meint: „Zur Kasse bitte! Ein Präzedenzfall steht im Raum, der für Schafhalter, die sich weigern wolfsichere Zaunsysteme einzusetzen, teuer zu stehen kommen könnte.“ Dahinter steht auch das Problem, dass in der Praxis selbst vorbildliche Herdenschutzsysteme überwunden wurden. Das stellt sich die Frage, wo „guter Schutz“ anfängt oder aufhört, ganz automatisch.
Nur ein Zaun hält Wölfe nicht auf
„Landschaftspfleger mit Biss“ sagt deshalb auf „X“: „Ich selbst habe Zäune von 90 bis 1,20 cm und noch die Herdenschutzhunde, alles im gesamten macht unglaublich viel Arbeit, dennoch gibt es meiner Meinung nach keinen 100%igen Schutz. Ich selbst Sorge so gut es geht vor. Wenn es aber mehr Wölfe gibt in unserem Kreis, wie ich Hunde habe, spätestens dann wird es kritisch. Nur ein Zaun hält einen Wolf der jagen muss, um zu überleben nicht auf. Das liegt in deren Natur. Meine Meinung!“
Da ist man an einem Wochenende mal nicht online und dann so eine Nachricht.
— Landschaftspfleger mit Biss (@SandrasZiegen) March 18, 2024
Was geht denn hier bloß ab.
Ihm das alles vorzuwerfen ist eine bodenlose Frechheit.
Ich lade immer gern auch die Theoretiker ein, mir beim Zaunbau im Hang zu helfen, damit sie es mal mitgemacht haben.⬇️
Ihre Meinung ist gefragt
Was halten Sie von der endlosen Diskussion um Wolfsprävention und vom Wettrüsten am Weidezaun? Hat die Weidetierhaltung noch Zukunft, wenn sich der Wolf weiter ausbreitet? Ist Koexistenz mit dem Beutegreifer unter praktischen Bedingungen überhaupt möglich?
Schreiben Sie uns ihre Meinung oder auch Vorschläge zu einem besseren Miteinander von Wolf und Weidehaltung an Marko.Stelzer@topagrar.com.