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Zu kalt, zu nass

Honigernte enttäuscht bislang - und die Imker-Kosten steigen weiter

Imkern und Bienen machen die häufigen Wetterkapriolen immer mehr zu schaffen. Bei vielen Völkern wurde der wenige Honig gar nicht erst abgeschleudert, sondern den Bienen als Futter gelassen.

Lesezeit: 5 Minuten

Für die deutschen Imker war das Honig-Frühjahr wieder einmal sehr gemischt. Während einige Erwerbsimker in Franken und Thüringen gute Mengen Honig schleudern konnten, fiel die Frühlingsernte in anderen Gebieten wie in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ganz aus.

Das Jahr hatte ja zunächst gut begonnen, der März war mild und sonnig, informiert der Deutsche Berufs und Erwerbs Imker Bund e.V. (DBIB). Dann aber kam der lange Kälteeinbruch im Mai mit viel Regen, die Bienen konnten nicht ausfliegen und haben das zuvor gesammelte Futter gleich wieder aufgebraucht. Teilweise mussten Imker ihre Bienenvölker auch zusätzlich füttern.

Erschwerend kam dieses Jahr auch das frühe Blühen vieler Pflanzen hinzu, sodass z.B. der Raps, der sonst nach Kirsche und Apfel blüht, regional in die Obstblüte hineinfiel. In dieser Situation kommt zu schnell zu viel Nektar für die Bienenvölker, die noch gar nicht stark genug sind, diese Mengen zu verarbeiten, so der DBIB weiter. Bäume wie die Rosskastanie haben bereits im April geblüht, gut einen Monat früher als üblich, und die sonst im Juni blühende Sommerlinde war ebenfalls etwa drei Wochen zu früh dran.

Kostendruck hoch, Verkaufspreis niedrig: „Dann ernte ich nicht!“

Auch Stephan Freier hat keinen Frühlingshonig geschleudert. Der Vorstand der AG Süd des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbunds ist mit seinen Bienen gleich weiter in die Sommertracht auf der Schwäbischen Alb gewandert und hat den Frühlingshonig an vielen seiner Bienenstände als Futter drin gelassen: „Das ist für mich eine ganz klare betriebswirtschaftliche Rechnung“, erklärt der Berufsimker aus Köngen am Neckar laut DBIB-Pressemitteilung.

Er müsse die Fahrtkosten, die Zeit, den Diesel, indirekt auch Versicherung, Steuer usw. einberechnen, wenn er zu den verschiedenen Standplätzen fährt. Diese Kosten seien in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Hinzu komme der enorm hohe Zuckerpreis, der sich seit 2020 nahezu verdoppelt hat.

„Ein Volk braucht in der Saison etwa 500 bis 800 g Honig am Tag als Futter. Alles, was ich den Bienen jetzt im Stock lasse, muss ich später nicht teuer einfüttern. Mit den heutigen Betriebskosten, ernte ich also eher auch mal keinen Honig. Es lohnt sich einfach nicht.“ Denn trotz gestiegener Kosten sind die Verkaufspreise v. a. bei Mischhonigen weiterhin zu gering. „Ich gehe dann lieber auf besser bezahlte Sortenhonige, wie Tanne und Wald, die jetzt im Sommer kommen.“

Frühblühende Rapszüchtungen machen Probleme 

In anderen Regionen wie Franken und Thüringen war die Frühlingsernte zwar teilweise gut, ob es mit der Sommerernte etwas wird, ist aber noch unklar. Berufsimker und DBIB-Mitglied Max Weber aus der Schlossimkerei Tonndorf bei Jena hatte eine gute Frühlingsernte und seine Völker für die Sommertracht bereits in den Wald gewandert. „Bei uns war das Frühjahr gut, wir leben in einer Rapsgegend, das ist die typische Frühtracht. Aber dass der Raps hier seit ein paar Jahren immer früher blüht, ist für uns Imker ein Problem. Das ist für die Bienen zu früh.“

Der Biologe erklärt sich das Phänomen auch durch neue Züchtungen, die teils mehrere Wochen früher blühen. Frühe Sorten werden weniger von Schädlingen befallen. „Wenn der Raps aber dadurch die Obstblüte überholt, sieht es mit diesen Sortenhonigen schlecht aus“. Dann Bienen fliegen nur noch in die Massentracht Raps.

„Wir brauchen wärmeres Wetter“

Annette Seehaus Arnold, Präsidentin des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund sieht die Sache mit gemischten Gefühlen. „In manchen Regionen läuft es gut, in anderen richtig schlecht. Selbst aus Thüringen sagen mir Imker, dass derzeit bei der Sommertracht kaum etwas reinkommt. Wir haben Waagen, die melden gerade mal 300g Zunahme am Tag. Das ist nichts.“

Für die Linde, ist es derzeit zu kalt, sie honigt kaum, und die Robinie ist teilweise erfroren. Beide Bäume, seit jeher wichtige Trachtpflanzen des Frühsommers, fallen damit heuer praktisch aus. 

Dr. Christoph Otten, Wissenschaftler vom Bieneninstitut Mayen sammelt seit Jahren regelmäßig die Daten von Imkern aus ganz Deutschland und hat die Statistiken im Kopf. „Nach einem super Start war das Frühjahr stark verregnet, vor allem im Südwesten. Das lässt auf den ersten Blick auch eine bescheidene Sommerernte vermuten. Zwar können starke Bienenvölker an guten Standorten und bei idealen Bedingungen, mehrere Kilogramm Nektar an einem Tag eintragen. Leider sind solche Tage aber selten.“ 

Honigernte in Deutschland unkalkulierbar

Die kurzfristige Wetterprognose steht derzeit zwar auf trockener und wärmer. „Danach soll es aber schon wieder kälter werden“, warnt Seehaus-Arnold. „Insgesamt haben wir immer öfter unkalkulierbare Verhältnisse.“ Für Erwerbsimker, die davon leben ist das eine riskante Situation. „Bei Komplettausfällen bekommen wir Imker keine Hilfen!“

Die Standortbedingungen in Deutschland sind naturgemäß sehr variabel: Im Norden und ist der Ertrag regelmäßig höher als im Süden und Westen. Vor allem Franken, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt liegen hier vorn. „Wenn wir nun auch noch zusätzlich lokal völlig unterschiedliche und nicht vorhersehbare Ernteergebnisse haben, ist das für eine berufliche Imkerei natürlich schwer“, fasst die DBIB-Präsidentin zusammen.

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