Die Tomatenerzeuger in den Niederlanden senden einen Hilferuf: Wegen der hohen Gas- und Strompreise steckt fast ein Drittel der Landwirte mit Gewächshaus in Liquiditätsproblemen, berichtet die Rheinische Post unter Berufung auf eine aktuelle Umfrage.
8 % der Bauern rechnen damit, noch 2022 Insolvenz anmelden zu müssen. Es gebe Landwirte, deren Stromkosten sich versiebenfacht haben. Besonders betroffen seien die Produzenten von Topforchideen, um 25 % sei die Anbaufläche gesunken. Viele Gewächshäuser stünden schlichtweg leer. Künftig könnte es daher deutlich weniger niederländisches Obst und Gemüse in den Supermarktregalen geben.
Der Fachverband der Gewächshausbauern sagt ganz klar, dass die hohen Kosten nicht mehr zum Erlösmodell passen. Entsprechend müsse der Staat eingreifen.
Deutsche profitieren von langfristigen Verträgen
Die deutschen Erzeuger sind laut Rheinischer Post hingegen noch etwas gelassener, da bei ihnen die meisten Energielieferverträge erst Ende 2023 oder Ende 2024 auslaufen; die Niederländer haben oft nur flexible Verträge.
Die deutschen Anbauer haben momentan eher mit der Erhöhung des Mindestlohnes auf der Kostenseite zu kämpfen, heißt es. Doch auch sie spüren, dass die Kosten an allen Fronten gestiegen sind: die Energiepreise, die Transport-, Dünger- und Personalkosten.
Peter Muß vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauern sagte der RP allerdings, dass die Sorge vor dem Auslaufen der Energielieferverträge auch hierzulande groß sei. „Die Steigerung der Preise der verschiedenen Energieträger werden zu wirtschaftlicher Not führen“, warnt auch Muß. Die Anbauer in Deutschland und den Niederlanden hätten die Pflanzung von Tomatenkulturen nach hinten verschoben, um Heizkosten und Kosten für die Beleuchtung der Pflanzen zu sparen. Es sei zu befürchten, dass bestimmte Gemüsearten nicht mehr aus heimischem Anbau angeboten werden könnten — nicht nur die Tomate, sondern auch Paprika und Gurken.