Zehntausende italienische Landwirte haben am Montag und Dienstag an der Brennerpass-Grenze zu Österreich gegen die Einfuhr von Lebensmitteln demonstriert, die fälschlicherweise als italienische Ware vermarktet werden.
Organisiert wurde die Protestaktion von Italiens mitgliederstärkstem Landwirtschaftsverband Coldiretti, der diese über die sozialen Medien und dem Hashtag #nofakeinitaly angekündigt und zur Teilnahme aufgefordert hatte. Der Protest habe zum Ziel, die Gesundheit der Bürger und das Einkommen der Landwirte zu schützen, erklärte Coldiretti.
Der Verband fordert mehr Kontrollen, um Betrügereien und die Umgehung von Vorschriften einzudämmen. Beispielhaft wurde an importierte Kartoffeln erinnert, die als italienisch verkauft wurden, und an Artischocken, die aus Apulien stammen sollten, tatsächlich aber aus Afrika kamen.
Darüber hinaus mahnte der Verband mit Blick auf Drittlandslieferungen die strikte Anwendung des Prinzips der Reziprozität an. In der EU würden Produktionsauflagen gelten, die bei eingeführten Lebensmitteln nicht bestünden. Dies betrifft laut Coldiretti Gesundheitsvorschriften, aber auch Auflagen zur Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen. Zudem müssten die Kontrollen in den Häfen und an Grenzübergängen strenger und engmaschiger werden.
Kritik an Einigung zu Frühstücksrichtlinien
Unmut herrscht in der italienischen Agrar- und Ernährungsbranche auch über die jüngst erfolgte Trilog-Einigung zu den EU-Frühstücksrichtlinien. Zunächst hatte es so ausgesehen, als würde Italiens Wunsch, wonach auch bei Fruchtsäften und Marmeladen das Herkunftsland anzugeben ist, als neue Vorgabe beschlossen. Schließlich entschied man sich aber, dies nicht zu tun.
Coldiretti hofft jetzt auf andere Mehrheiten im Europaparlament und auf die neue EU-Kommission. „Der Brenner symbolisiert so etwas wie das Einfallstor für falsche Made-in-Italy-Produkte, die unseren heimischen Markt überschwemmen, deswegen diese Protestaktion“, erklärte der Coldiretti-Vorsitzende Ettore Prandini.
Die EU-Bürger hätten ein Anrecht auf transparente Ursprungsangaben. „Und wir setzen uns dafür ein, dass diese Forderung zu einer der Prioritäten der neuen EU-Kommission und des neuen Europaparlaments wird“, sagte Prandini.