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topplus Hochwasser in Süddeutschland

Landwirte berichten über die aktuelle Hochwasser-Lage

Die Hochwasserlage in Bayern und Baden-Württemberg ist teilweise dramatisch. Landwirte und Vertreter von Bauernverbänden aus verschiedenen Regionen berichten über die derzeitige Situation.

Lesezeit: 5 Minuten

Pressesprecher Markus Drexler vom Bayerischen Bauernverband fasst die aktuelle Lage in Bayern so zusammen: „In den Regionen, wo große Flussläufe in der Nähe sind, ist der Scheitel noch nicht erreicht. Die kritischsten Stunden stehen hier noch bevor.“ In den Landkreisen Freising, Pfaffenhofen, Dachau, Schobenhausen und Friedberg sei weitgehend der Katastrophenfall ausgelöst. Einige Ställe mussten evakuiert werden und es gibt massive Schäden an der Infrastruktur sowie Stromausfälle. Die Lage an der Donau spitze sich weiter zu. Außerdem seien Mittel- und Nordschwaben stark betroffen.

Milchviehbetriebe evakuiert

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Im Landkreis Augsburg bereiten derzeit drei Flüsse Probleme. Teilweise stehen ganze Ortschaften unter Wasser und Dämme drohen zu brechen. „In unserem Landkreis mussten bereits zwei Milchviehbetriebe evakuiert werden - in Biberbach und im Staudengebiet“, berichtet Doris Kreitner, Leiterin der Geschäftsstelle des Augsburger Bauernverbandes. „Wir haben massive Flurschäden und es sind Flächen überschwemmt, auf denen noch nie zuvor Wasser gestanden hat. Das ganze Ausmaß können wir aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen“, so Kreitner weiter. Es regnet dort immer noch. In Schwaben seien über das Wochenende bis heute teilweise 120 bis 190 Liter Regen gefallen.

Die kritischsten Stunden stehen noch bevor."
Markus Drexler

Landwirte sind im Dauereinsatz

Im Landkreis Ravensburg (Allgäu-Oberschwaben) sind in der vergangenen Nacht heftige Regenfälle niedergegangen. „Innerhalb von zwei Stunden hat es hier 40 bis 50 Liter geregnet“, berichtet Franz Schönberger, Vorsitzender des Bauernverbandes Allgäu-Oberschwaben e.V. „Vor allem viele Landwirte sind hier bei der Freiwilligen Feuerwehr im Dauereinsatz. Ein Landwirt hat mir berichtet, dass seine Biogasanlage halb abgesoffen ist und seine Söhne sich darum kümmern mussten, weil er im Einsatz war“, so Schönberger.

Im Landkreis Ravensburg seien bisher aber keine Ställe überflutet worden. Allerdings stünden viele Flächen unter Wasser, zum Teil Flächen, auf denen der erste Schnitt wegen der anhaltenden Nässe noch nicht geerntet werden konnte. „Durch das Hochwasser jetzt sind diese Flächen für den Rest des Jahres verloren. Hier kann kein Futter mehr produziert werden. Ein großes Problem sind die Schlammablagerungen“, so Schönberger weiter.

Biber stören den Wasserabfluss

Auch sei der Biber in seinem Landkreis ein großes Problem. Es gäbe kein Gewässer mehr ohne Biber. Die Biberbauten stören den Wasserabfluss massiv, da Brücken und dergleichen schneller verstopfen. „Landwirte dürfen dagegen aber nichts unternehmen und niemand kommt für die Schäden auf, die die Biber anrichten. Das war schon vor dem Hochwasser ein großes Problem in unserer Region und wird jetzt noch brisanter“, sagt Schönberger.

Enorme Hilfsbereitschaft von nah und fern

Landwirtin Elke Pelz-Thaller lebt im nördlichen Landkreis Pfaffenhofen in der Gemeinde Reichertshofen. Dort gehe der Hochwasserpegel allmählich wieder zurück. „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen. Unseren Rindern auf der Weide und uns selbst geht es gut, nur unsere Maschinenhalle und das Heulager wurde überflutet. Erst letzte Woche haben wir den letzten Roggen an unseren Landhändler verkauft. Wir hatten also Glück im Unglück“, sagt sie.

„Über das Landratsamt und über andere Kanäle wurden wir sehr frühzeitig alarmiert. Das war sehr vorbildlich und hilfreich“, lobt die Landwirtin die Krisenkommunikation. Auch die große Hilfsbereitschaft in der Region sei enorm. Von nah und fern bieten Menschen ihre Unterstützung an. Umliegende Landwirte fragen, ob sie Tiere aufnehmen sollen, Landhändler bieten ihre Maschinen an und selbst aus Norddeutschland werde Hilfe angeboten. „Das ist überwältigend und gibt Kraft und Energie, dieses Ereignis zu meistern. Dafür sind wir sehr dankbar. Diese große Hilfsbereitschaft beflügelt“, sagt Pelz-Thaller.

In den umliegenden Landkreisen sei die Gefahrenlage aber noch extrem hoch. Einige Dämme seien gebrochen. „Wenn das Wasser an einer Stelle abfließen kann, kommt es an anderer Stelle wieder heraus“, berichtet Pelz-Thaller. In der Nachbargemeinde stünden Erdgeschosse unter Wasser.

Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend und gibt Kraft und Energie"
Elke Pelz-Thaller

Keller überflutet

Ackerbauer Georg Stark, der bis zu seiner Pensionierung als Berater in der bayerischen Landwirtschaftsberatung gearbeitet hat, berichtet von starken Überschwemmungen der Donau in seinem Heimatort Gundelfingen-Peterswörth im Landkreis Dillingen. Das Problem: Kurz vorher fließen die aus dem Allgäu kommenden und hochwasserführenden Flüsse Günz, Kammel und Mindel in die Donau. Dadurch gibt es einen Rückstau und schnell und extrem steigende Grundwasserstände. Im Keller seines höher gelegenen Wohnhauses steht inzwischen auch das Wasser, das durch den angestiegenen Grundwasserstand in den Keller drückt. „Das gab es in der rund 150-jährigen Geschichte unseres Wohnhauses noch nie“, so der Landwirt. Im Ort sind sehr viele Keller überflutet, so auch der eines Bewohners, der dort Holzpellets für seine Heizung gelagert hat.

Rüben komplett unter Wasser

„Einer meiner Zuckerrübenschläge ist komplett unter Wasser“ berichtet Stark. Er geht aber aufgrund früherer Erfahrungen mit Hochwasser davon aus, dass sich die Rüben ebenso erholen werden wie der Mais, wenn das Wasser wieder schnell abfließt. Auch die Getreideflächen, in denen das Wasser steht, könnten sich wieder erholen, hofft Stark. Allerdings dürfte die Anfälligkeit gegen Pilzkrankheiten zunehmen. Schwieriger dürfte es mit dem 2. Aufwuchs des Grünlandes werden, dass vielfach überständig ist, flach im Wasser liegt und verschmutzt wird. Als Futter dürfte es kaum noch zu verwenden sein.

PV-Freiflächenanlage abgeschaltet

Auch Starks PV-Freiflächenanlage steht unter Wasser. Weil das Wasser so weit hochstieg, dass es auch die Übergabestation überflutete, ließ er vom Stromversorger die Anlage komplett abschalten.

Baden-Württembergischer Grünlandtag auf 3. Juli verschoben

Im baden-württembergischen Landkreis Göppingen, der ebenfalls sehr stark vom Hochwasser betroffen ist, sind nach bisherigem Stand abgesehen von einigen Pferdeboxen keine Ställe überflutet worden. Das bestätigt Dr. Ralf Over, Leiter des Landwirtschaftsamtes Göppingen. „Die Höfe befinden sich in der Regel auf den Anhöhen unseres hügeligen Landkreises“, so Over. Allerdings sind viele Flächen in den Tallagen überschwemmt. Inwieweit die Kulturen das Hochwasser überstehen, lasse sich derzeit noch nicht sagen. Allerdings dürfte der Futterbau auf den Grünlandflächen wegen der Verschmutzung schwierig werden.

Wegen des Hochwassers musste Over auch den traditionellen Baden-Württembergischen Grünlandtag verschieben, der diesen Mittwoch in Ottenbach im Landkreis Göppingen stattfinden sollte. Die Veranstaltung soll jetzt am Mittwoch, den 3. Juli 2024, am gleichen Ort durchgeführt werden.

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