Rund 1,5 Jahre nach der letzten CSU-Klausurtagung in Seeon fällt die Bilanz von LSV Bayern nüchtern aus. Wie Rainer Seidl, der 1. Vorstand des Vereins, in einem offenen Brief an die CSU schildert, habe die CSU den Landwirten im vergangenen Jahr viel Hoffnung gemacht. Eineinhalb Jahre später sei das Höfesterben allerdings immer noch ungebremst, nehme sogar Fahrt auf: Seidl zufolge hat allein Bayern zwischen 2010 und 2018 13.860 Betriebe verloren. Statt in der Mitte der Gesellschaft fühlten sich die Landwirte seinen Ausführungen zufolge eher mit dem Rücken an der Wand.
Wissenschaft statt Ideologie
Wissenschaftlich basiertes und praxisnahes Arbeiten sei angesichts immer mehr ideologisch geprägter Verordnungen nach Ansicht von LSV Bayern nicht mehr möglich. In nahezu allen Branchen seien zudem schon heute kaum mehr kostendeckende Erzeugerpreise zu erwirtschaften, während Politik, LEH und Industrie immer mehr Anforderungen stellten. Zudem fehlten praxisnahe Lösungen für drängende Fragen wie die Einhaltung einheitlicher Standards für Lebensmittel bei Import oder die Bedrohung von Weidetieren durch den Wolf.
Gesellschaft müsse sich entscheiden
Nach Ansicht Seidls müsse sich die Gesellschaft entscheiden, welche Art von Landwirtschaft sie für die Zukunft will: „Wollen wir eine produzierende Landwirtschaft welche unsere Lebensmittel sicher und kontrolliert herstellt und zudem aktiven Umweltschutz und Artenvielfalt betreibt? Oder wollen wir unsere Lebensmittelversorgung von ausländischen Importen abhängig machen, welche Großteils weit unter unseren Standards produziert werden, deren Umweltschutz und Arbeitsbedingungen keinerlei Kontrolle unterliegen?“
Diese Fragen sollten sich auch die politischen Entscheidungsträger stellen und entsprechende Taten folgen lassen. Dass allein in den vergangenen 16 Jahren, in denen das Bundeslandwirtschaftsministerium von Unionspolitikern geführt wurde, mehr als 80.000 Betriebe in Deutschland aufgegeben wurden, mache Seid allerdings wenig Hoffnung.