Die Spielregeln für die landwirtschaftliche Produktion ändern sich. Wenn die Gesellschaft das betriebliche Wachstum über Flächengröße und konzentrierte Tierbestände zunehmend kritisch sieht, sollten die Unternehmer stärker über eine Diversifizierung nachdenken.“ Das empfahl Prof. Dr. Oliver Mußhoff von der Universität Göttingen bei der DLG-Wintertagung in Hannover.
Bisher habe die Agrarbranche die vielen ordnungsrechtlichen und marktpolitischen Eingriffe der vergangenen 20 Jahre gut überstanden, stellte Mußhoff klar. Das zeige der Gewinn pro Hektar LF, der seit Jahren tendenziell steige. Allerdings nähmen die Einkommensschwankungen in den vergangenen Jahren deutlich zu. Dennoch gehe der Strukturwandel unvermindert weiter. Die Betriebe würden immer größer.
„Diese großen, hochkonzentrierten Betriebe werden von den Bürgern und Verbraucher zunehmend kritisch gesehen. Deshalb suchen die Unternehmen neue Investitions- und Wachstumschancen über eine räumliche, horizontale und vertikale Diversifizierung“, erläuterte Mußhoff den Trend. Viele Betriebe hätten sich schon auf den Weg gemacht. Entsprechende Veränderungen seien in den „klassischen“ landwirtschaftlichen Betätigungsfeldern zu beobachten und führten zu einer erweiterten landwirtschaftlichen Produktionspalette.
Endlos anpassungsfähig?
„Bisher gibt es in der Wissenschaft keine Erkenntnisse darüber, wann die Anpassungsfähigkeit des Agrarsektors überschritten ist“, stellte Mußhoff mit Blick auf die laufenden agrarpolitischen Entscheidungen zur Düngeverordnung, zum Tierwohllabel oder zum EU-Agrarreform klar. Gefühlsmäßig sei dieser Punkt bei einer Reihe von Landwirten schon erreicht. Das lasse sich in den Bilanzen aber noch nicht ablesen.