Viele Landwirte fühlen sich als reine Rohstofflieferanten für den mächtigen deutschen Lebensmitteleinzelhandel, der die Preise diktiert und den Bauern immer neue Auflagen aufs Auge drückt.
Ganz von der Hand zu weisen sind die Vorwürfe nicht. Etliche Handelskonzerne wollen zum Beispiel ab 2030 nur noch Fleisch aus Haltungsform 3 und 4 verkaufen. Die Frage der Refinanzierung bleibt dabei bis heute unbeantwortet. Doch es geht auch anders. Eine Zusammenarbeit zwischen Handel und Landwirtschaft, bei der Veränderungen, Auflagen und Preise gemeinsam besprochen werden, ist möglich. Das zeigen die Praxisbeispiele, die top agrar und die Lebensmittel Praxis, das Magazin der Ernährungsbranche, in diesem Jahr mit dem Siegel-Preis „Faire Partner: Bauern, Hersteller, Händler“ ausgezeichnet haben.
Preis für faires Miteinander
Im Vorfeld der Preisvergabe suchten wir Vermarktungskonzepte, Produkte und Kooperationen, die zeigen, wie alle Mitglieder der Wertschöpfungskette auf Augenhöhe fair zusammenarbeiten.
Der Siegel-Preis prämiert zukunftsweisende Konzepte in den drei Kategorien Fleisch und Fleischwaren, Molkereiprodukte und Alternative Konzepte.
In die Bewertung fließen unterschiedliche Kriterien ein. Dazu zählen:
- Innovationsgrad
- Qualität der Zusammenarbeit
- Wirtschaftlicher Nutzen für alle beteiligten Partner
- Kommunikation und Austausch untereinander, Sinnhaftigkeit der Regeln
- Vermarktungskonzept, Marktpotenzial
- Gesellschaftlicher Nutzen (Beispiel: regionale Produktion und Vermarktung, Nachhaltigkeit)
- Langfristiges Erfolgspotenzial
Alle Einsendungen wurden von einer unabhängigen Fachjury bewertet. In dem 11-köpfigen Gremium sitzen Landwirte, Markt- und Vermarktungsexperten, Fachberater der Landwirtschaftskammern, Lebensmitteleinzelhändler sowie Nachhaltigkeitsbeauftragte von Lebensmittelkonzernen.