Corona sorgt nicht nur für Anspannung auf den landwirtschaftlichen Betrieben, sondern wird auch Spuren in der Bilanz der landwirtschaftlichen Rentenbank hinterlassen. Das wurde während Bilanzpressekonferenz am Dienstag dieser Woche deutlich, die erstmals in der Geschichte des Kredithauses wegen der Krise telefonisch stattfand. „Die aktuelle Coronapandemie prägt heute nicht nur die Technik, sondern auch die Inhalte“, so fasst es Dr. Horst Reinhardt zusammen. Zunächst blickte der Sprecher des Vorstandes auf das vergangene Jahr zurück, mit dem man zufrieden sei. „Unser Bilanzgewinn erhöhte sich 2019 planmäßig von 15,8 auf 16,3 Mio. Euro“, verkündete Reinhardt.
Insgesamt habe die Rentenbank rund 10,6 Mrd. € an Fördergeldern vergeben. Im Vergleich mit 2018 ist dies ein Plus von 3 %. Das Geschäft mit Krediten lag allerdings mit 6 Mrd. Euro etwa 10 % unter dem Vorjahresniveau. Dafür machte Reinhardt vor allem die Entwicklung in der Erneuerbaren-Energien-Branche verantwortlich. Wegen der Kurskorrekturen im EEG würden Landwirte kaum noch in Solar-, Windkraft- oder Biogasanlagen investieren. Im Kernbereich Landwirtschaft verbuchte die Bank hingegen leichte Zuwächse. Hier stieg das Neugeschäft um 2,7 % auf 2,2 Mrd. € an. Die Gelder flossen vor allem in den Bau von Ställen.
Es droht eine scharfe Rezession
Bauchschmerzen bereitet der Bank die aktuelle Situation. Bis heute hätten rund 1.200 Betriebe darum gebeten, die Tilgung eine Zeit lang aussetzen zu dürfen. Darunter viele Direktvermarkter sowie Garten- und Weinbauern, deren Anträge man ausnahmslos genehmigt habe. Wie sich die Situation weiter entwickeln werde, sei zwar kaum vorhersehbar. Reinhardt rechnet allerdings mit einer scharfen Rezession. Außerdem zeichne sich bereits jetzt ab: Einige Betriebe stehen trotz der zinsgünstigen Kredite oder der Möglichkeit, die Tilgung auszusetzen, vor dem Aus. Daher denke man über einen staatlichen Tilgungszuschuss für besonders betroffene Betriebe nach. Wie genau dieser aussehen könnte, werde derzeit zwischen den zuständigen Ministerien in Berlin verhandelt.
Die Rentenbank will zudem die Niedrigzinsentwicklung stärker an ihre Kunden weiterreichen. "Wir arbeiten mit den anderen Förderbanken daran, im nächsten Schritt echte negative Einstandssätze für Hausbanken möglich zu machen", so Reinhardt. Das bedeute allerdings nicht, dass Landwirte künftig Kredite aufnehmen könnten und dafür noch einen Obolus erhielten. Denn die Hausbanken verlangen in der Regel einen Bearbeitungsaufschlag von etwa einem Prozentpunkt. Man rechne eher damit, dass der Satz in der Kategorie A von aktuell 1 auf 0,8 % sinke (effektiv). Außerdem habe man das Liquiditätssicherungsprogramm für alle Unternehmen der Landwirtschaft, des Gartenbaus und des Weinbaus geöffnet und biete nun verbürgte Liquiditätssicherungsdarlehen an. Diese Kredite sind mit bis zu 90 % abgesichert, wofür allerdings ein Entgelt anfällt.