Es gibt aktuell viele Herausforderungen in unserem Land. Für viele Bürger scheint aber der gestiegene Preis des Döners ein besonderes Ärgernis zu sein. Das Thema wird offenbar so oft an Politiker gerichtet, dass sich selbst Bundeskanzler Olaf Scholz dazu äußern musste.
Kurz gesagt ärgern sich die Verbraucher über die gestiegenen Lebensmittel- und Gastronomiepreise. Einigendes Symbol für die komplexen Zusammenhänge ist besagtes Fleischgericht Döner. Kostete der vor der Coronazeit rund 3,50 €, verlangen die Imbissbuden inzwischen nicht selten bis zu 9 €. Auch die 10 €-Grenze soll schon geknackt sein.
Der Kampf um den Dönerpreis war sogar Thema im Europawahlkampf. Im Juni forderte etwa die SPD-Europaabgeordnete Delara Burkhardt, der Döner müsse wieder 3 € kosten. Und die Rufe verstummen nicht: "Olaf, mach Döner wieder drei Euro!", so eine Forderung in den Sozialen Netzwerken. Am Rande des ARD-Sommerinterviews war die Preissteigerung dann auch eine der häufigsten Zuschauerfragen an Kanzler Scholz. Seine Antwort: "Man sollte nicht nur gern Döner essen, sondern auch wollen, dass die Leute, die ihn herstellen, einen ganz ordentlichen Lohn haben."
Frühere Preise nicht mehr realistisch
Gegenüber dem NDR berichtet der Betreiber eines türkischen Restaurants in Oldenburg von „ernsten Herausforderungen“. So sei es in den letzten Jahren - vor allem nach Corona - schwer geworden, die Preise zu halten. Er habe den Preis auf 7,90 € anheben müssen.
Der Preis setzt sich aus den Einkaufspreisen für Lebensmittel, aus Strom, Miete und Personalkosten zusammen. Überall seien die Ausgaben gestiegen. Das sind laut dem Betreiber alles Faktoren, die die Kunden nicht so wahrnehmen, wenn sie sich über den Preis beschweren, sagt der Mann im NDR.
Das belegt auch der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts: Im Juni 2024 kosteten Nahrungsmittel rund ein Drittel mehr als 2020. Die Preise sind durch die Krisen der vergangenen Jahre stark gestiegen - vor allem seit der Corona-Pandemie und Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, erinnert der Sender. Lieferketten seien zusammengebrochen, Getreide aus der "Kornkammer" Ukraine wurde knapp, billiges Gas aus Russland floss immer weniger.
Das ist im Döner
Diese Teuerung seit 2020 spiegelt sich bei den einzelnen Zutaten des Kebaps wider, etwa bei Rind- und Kalbfleisch (+ 33,4 %), Kopfsalat (+ 13,8 %) oder Joghurt (+ 34,6 %). Zwar bezahlen Gastronomen meist Großmarktpreise, doch die Verbraucherpreise zeigen zumindest einen Trend. Noch nicht mit eingerechnet sind die hohen Energiekosten, die der Drehspieß im Dauerbetrieb verursacht, heißt es.
Die Zeit des billigen Döners ist also definitiv vorbei. Lange Zeit hätten Familienbetriebe mit Kampfpreisen gearbeitet, um konkurrenzfähig zu bleiben. Der Mindestlohn habe den prekären Verhältnissen dann ein Ende gemacht, bringt ein Soziologe weitere Faktoren ins Spiel. In der Folge sei die „Selbstausbeutung in der Dönerbranche“ vorbei.
Übrigens: Selbst die beliebte Mantaplatte - also Currywurst, Pommer, weiß - kostet inzwischen deutlich mehr. Auf den Schützenfest-Ständen Westfalens etwa werden zwischen 7.00 und 9.50 € für eine Schachtel aufgerufen.
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L E S E R S T I M M E
Nur bei Landwirtschaft kommt immer direkt Abwehrhaltung
Hierzu schreibt top-agrar-Leser Stefan Lehr:
"Merkwürdig ist dabei immer nur, dass es hier eigentlich jeder für richtig erachtet, dass die Preise den gestiegenen Produktionskosten angeglichen werden - wenn auch zähneknirschend. Nur wenn die Landwirtschaft als Rohstofferzeuger die gestiegenen Produktionskosten (Dünger, Saatgut, Pflanzenschutz, Löhne, Pachten, Energiekosten) vergütet haben will, dann greift eine kommunale Abwehrhaltung um sich. Egal ob Landhandel, Lebensmittelindustrie, LEH oder Verbraucher - ALLE sind dagegen. Sind Landwirtinnen und Landwirte so schlechte Menschen, dass man sie an den Rand der Gesellschaft stellen muss??"