Unsere Autorin Andrea Jungwirth hat recherchiert.
Die Haselnuss ist gesund und beliebt – und kommt meist aus der Türkei, aus Italien oder aus Aserbaidschan. Auf nicht einmal 200 ha werden Haselnüsse in Österreich angebaut. Heimische Nüsse sind, wenn überhaupt, auf Bauernmärkten oder ab Hof bei Direktvermarktern zu bekommen. Kein Wunder, sie sind sehr gefragt, die Nachfrage steigt stetig.
Nun setzten auch einige heimische Landwirte auf die Haselnuss. Die österreichischen Pioniere des Haselnussanbaus sind im Marchfeld, im Waldviertel und in Oberösterreich zu finden. Sie vermarkten die Ernte meist ab Hof oder im Internet. Die Qualitäten sind gut, die Ernten schnell ausverkauft.
Gute Vernetzung ist wichtig
In Deutsch-Wagram hat Landwirt Christoph Böckl den Schritt gewagt und betreibt seit 2015 eine neun Hektar große Haselnussplantage. Zusammen mit Johannes Mühl aus dem benachbarten Parbasdorf zählt er zu den Pionieren im Marchfeld.
Die niederösterreichischen Haselnussproduzenten stehen in engem Austausch, da es keine langjährige Erfahrung wie bei anderen Kulturen gibt. Das meiste ist learning-by-doing. Passende Maschinen für Ernte, Knacken und Sortieren werden gerne in Betrieben im Ausland in Augenschein genommen, etwa in der Türkei. So ist es nicht verwunderlich, dass etliche Maschinen im Ausland gekauft wurden.
Weizen, Mais, Haselnüsse
Über 100 ha bewirtschaftet Christoph Böckl im Marchfeld und kultiviert gängige Kulturen wie Weizen, Mais und Gerste. Doch durch den Preisverfall begann die Suche nach einer Kultur, die preisstabile und über Jahre gute Erträge sichert.
„Nachdem Verwandte von mir in Kroatien bereits Haselnüsse anbauen und davon leben, entschieden wir uns, es auch zu probieren, denn das Klima im Marchfeld ist ideal für die Haselnuss“, erklärt der Landwirt. „Leider wird es auch bei uns immer wärmer und zugleich trockener, da muss man Kulturen suchen, die mit dieser Klimaveränderung besser zurechtkommen. Bis jetzt wird die Haselnussplantage nicht bewässert und sie kommt mit der Trockenheit gut klar.“
Die Haselnuss braucht relativ wenig Wasser, ob eine Bewässerung aber trotzdem nötig wird, hängt von der Lage, der Bodenbeschaffenheit und der Tiefe des Grundwasserspiegels ab. Andere Landwirte benötigen eine Tröpfchenbewässerung auf ihrer Haselnussplantage.
Gut Ding braucht Weile
Im gewerbsmäßigen Anbau sind unterschiedliche Haselnusssorten möglich. Zwar ist der Haselstrauch, Corylus avellana, in den heimischen Wäldern zu finden, sie eignet sich aber nicht für den Erwerbsanbau. Böckl setzt auf die „Zeller Hasel“ und die „Lamberthasel“, da durch zwei Sorten eine bessere Befruchtung gewährleistet ist.
Die beiden Sorten werden auf die selbst gezogenen Schösslinge gepfropft. Auf 1 ha werden im Abstand von 5 mal 5,5 m etwa 400 bis 450 Stauden in Reihen gepflanzt und zu Bäumen gezogen. Der Investitionsaufwand liegt bei etwa 10.000 bis 15.000 € pro ha für unveredelte Pflanzen mit Einzäunung.
Erst ab dem sechsten Jahr ist mit einem guten Ertrag zu rechnen, ab dem zehnten Jahr liefert der Baum den vollen Ertrag und das 40 Jahre lang. Ein Hektar liefert 3.000 bis 4.000 kg Nüsse, wobei der Schalenanteil über 50 % ausmacht.
Für die Haselnuss braucht man einen langen Atem und Durchhaltevermögen, da man erst nach Jahren einen Ertrag und somit auch ein Einkommen hat. - Böckl
„Für die Haselnuss braucht man einen langen Atem und Durchhaltevermögen, da man erst nach Jahren einen Ertrag und somit auch ein Einkommen hat. Auch der Arbeitsaufwand durch die regelmäßigen Schneidarbeiten und bei der Ernte ist nicht zu unterschätzen“, so Böckl.
Schädlinge in der Kultur sind nicht das Hauptproblem. Monilia führt nur zu geringen Ertragsverlusten, der Haselnussbohrer hingegen kann größere Probleme machen.
Direkt vermarktet
Die Ernte erfolgt von Ende September bis Mitte Oktober und nimmt für die 9 ha etwa drei Wochen in Anspruch. Die Haselnüsse fallen zu Boden und werden mit einem Haselnusssauger aufgesammelt, danach maschinell gereinigt. Nun müssen die Haselnüsse luftig etwa drei Wochen trocknen und werden danach maschinell geknackt und sortiert. Christoph Böckl vermarktet seine Nüsse unter der Marke „Marchfeldnuss“ für 19,90 € pro kg und setzt dabei vor allem auf den Internetverkauf und den Absatz bei lokalen Bäckereien.
Seit 2020 ist der Betrieb bio-zertifiziert und die Plantage noch nicht im Vollertrag, daher wollen die Böckls an ihrer Verkaufsstrategie nichts ändern.
„Wir verkaufen nur geknackte und in unterschiedlichen Packungsgrößen abgefüllte Nüsse. Meine Frau kümmert sich um den Verkauf. So soll es in nächster Zukunft bleiben. Wir planen nicht, verarbeitete Produkte wie Öle oder Aufstriche selbst herzustellen. Wir würden aber gerne andere Produzenten mit unseren Nüssen beliefern“, sagt Böckl. „Unsere Nüsse sind frisch. Durch lange Lagerung schmeckt Importware oft ranzig. Wir wollen beste heimische Ware produzieren, die durch Qualität und Geschmack überzeugt!“