An der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen ist ein neues Forschungsprojekt gestartet: „Mykovoltaik“. Es läuft bis Juni 2027 und setzt den Fokus auf eine klimaresiliente, umweltfreundliche und hochwirtschaftliche Mehrfachnutzung von landwirtschaftlichen Flächen. Die Forscher pflanzen Edelhaselnüsse unter lichtdurchlässige Agri-Photovoltaikanlagen. Die Wurzeln der Pflanzen reichern sie zuvor mit Trüffelpilzen an, wodurch sich Pilz und Pflanze dauerhaft als Mykorrhiza verbinden. Das Ziel: Eine witterungsunabhängige Bewirtschaftungsform, die auf gleicher Fläche Trüffel, Haselnüsse und Strom erzeugen kann.
Trüffel mag es feucht und Agri-PV-Anlagen bieten Schutz
In feuchten Sommern wie in den Jahren 2023 und 2024, wenn die Sonnenausbeute geringer ausfällt, profitieren die Trüffel und liefern hohe Erträge mit einem deutlich höheren Wertertrag auf der Fläche im Vergleich zu klassischen landwirtschaftlichen Produkten. Die überschirmenden Agri-PV-Anlagen schützen die Haselnüsse zur Blütezeit vor Frösten.
Die Mykorrhiza trägt zudem zur Gesundhaltung des Bodens und zur Nährstoff- und Wasserversorgung der Haselnüsse bei. Die Dauerkultur mit mehrjährigen Haselnüssen schützt den Boden außerdem vor Erosion bei Starkniederschlägen.
Wirtschaftlichkeit bei geringem Flächenverbrauch
Grundsätzlich sollten klimaresiliente Nutzungsansätze das Ziel verfolgen, die Leistungsfähigkeit des Landschaftshaushaltes zu erhalten und die Flächeninanspruchnahme so niedrig wie möglich zu halten. Weiterhin kann die Dauerkultur klimaschädliches CO2 binden.
Mykovoltaik untersucht neben der Haselnuss-Trüffel-Kombination weitere Anbauoptionen mit mykorrhizierenden Speisepilzen unter Photovoltaiktechnik. Zusätzlich erarbeiten die Projektteilnehmer eine Potenzialanalyse für mögliche Standorte und Anbauoptionen, speziell für Niedersachsen.
Über das Projekt
Neben der Fakultät Ressourcenmanagement der HAWK beteiligen sich als Praxispartner im Projekt Landwirt Dietrich Willeke aus Harlingerode und die AgroSolar Europe GmbH aus Berlin. Kofinanziert wird das Projekt durch die Europäische Union im Rahmen der europäischen Innovationspartnerschaft EIP-Agri. Ingesamt belaufen sich die Kosten auf rund 450.000 €. Projektträger ist die Landwirtschaftskammer Niedersachsen.