Ab 2022 kann der Handel auch Milch und Milchprodukte mit den vier Stufen des Haltungsformkennzeichens ausloben. Was bedeutet das für QM-Milch?
Börger: Der bisher geltende QM-Standard entspricht der Haltungsformstufe 1. Der geplante, darüber hinaus gehende Standard „QM-Tierwohl“ lässt sich in Stufe 2 einordnen. Für Betriebe mit dem heutigen QM-Standard ändert sich damit nichts. Betriebe, die an QM-Tierwohl teilnehmen möchten, müssen die Kriterien natürlich durch Audits nachweisen.
Welche Bedingungen müssen dafür erfüllt sein und wer kontrolliert das?
Börger: Voraussetzung ist ein gültiges QM-Standard-Zertifikat. Wenn eine entsprechende Finanzierung steht, müssen die Betriebe u.a. mindestens Kombinationshaltung betreiben, am Antibiotikamonitoring und an der Schlachtbefunddatenbank teilnehmen und eine weiche Liegefläche anbieten. Die Audits sollen durch bekannte QM-Zertifizierungsstellen erfolgen. Wir wollen das Rad nicht neu erfinden.
Aldi hat angekündigt, Frischfleisch schon bald ausschließlich aus Stufe 3 und 4 vermarkten zu wollen. Kommt als Nächstes die Milch?
Börger: Der Handel sitzt bei QM-Milch mit in den Gremien. Im Moment stehen die Haltungsstufen 3 und 4 für Milch nicht auf der Agenda. Wir wollen zunächst Stufe 1 und 2 etablieren. Fakt ist: Auch heute gibt es schon eine relevante Zahl an Ställen, die sich auch in Haltungsstufe 3 und 4 einordnen ließen. Für Stufe 3 ist denkbar, ein entsprechendes Programm zu definieren. Allerdings werden wir das Thema nicht vor 2022 aufgreifen.
Ist mit der Aldi-Ankündigung der QM-Standard in den Stufen 1 und 2 überhaupt noch zeitgemäß?
Börger: Ich bin sicher, dass wir mit QM-gelabelten Produkten eine hohe Marktdurchdringung erreichen. Sicher ist aber auch, dass sich QM-Milch genau wie die Milchviehhaltung weiterentwickeln wird. Das sollte man für den Verbraucher sichtbar machen.