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„Bio und Regionalität bleiben im Trend“

Lesezeit: 5 Minuten

Die Upländer Bauernmolkerei verarbeitet seit 26 Jahren Biomilch. Dieses Jahr zieht die Produktion in ein neues Werk. Wir haben mit den Geschäftsführern über aktuelle Herausforderungen gesprochen.


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2021 feierte die Upländer Bauernmolkerei ihr 25-jähriges Jubiläum, errichtete einen Neubau und seit diesem Jahr gibt es zwei Geschäftsführer. Läuft es bei Ihnen gerade besonders gut?


Artzt-Steinbrink: Wir sind im Endverbrauchergeschäft tätig. Unsere Absätze sind während der Coronapandemie stark nach oben gegangen. Allerdings haben wir jetzt, wie alle anderen auch, mit den Unwägbarkeiten des Marktes zu kämpfen. Der Neubau war schon lange geplant. Die Geschäftsführung habe ich gemeinsam mit Tobias Kleinsorge inne, weil ich in zwei Jahren in Rente gehe. Wir nutzen die Zeit bis dahin als Einarbeitungsphase.


Wie sind die Aufgaben verteilt?


Kleinsorge: Ich bin seit acht Jahren als kaufmännischer Leiter und Prokurist in der Molkerei tätig. Mit meiner neuen Position hat sich die Zusammenarbeit nur leicht verändert: Karin ist überwiegend für das Marketing und den Vertrieb zuständig. Ich beschäftige mich mit den Zahlen und der Produktion.


Im Neubau startet die Abfüllung von Joghurt und Trinkmilch in Glasbehältnisse. Warum ist Ihnen das so wichtig?


Artzt-Steinbrink: Die Nachfrage ist gestiegen. Die Vermarktung von Trinkmilch in Glasflaschen ist gut angelaufen, bei Joghurt sind wir noch nicht so weit. Bei beiden Produkten arbeiten wir mit einem Pfandsystem. Das ist aufwendig und nur sinnvoll, wenn das Material so oft wie möglich wieder befüllt wird. Beide Produkte gibt es aber auch weiterhin in Kartonverpackungen.


Mit Beginn der Ukrainekrise sind Tierwohl- und Bioprodukte Verlierer im Supermarkt. Wie stark trifft Sie das?


Artzt-Steinbrink: Wir merken, dass einige Verbraucher aufgrund der allgemeinen Preiserhöhungen wieder auf günstigere Lebensmittel zurückgreifen. Auch wir mussten Preisanpassungen vornehmen, haben das aber mit Augenmaß getan. Wir wollen, dass die Menschen sich unsere Produkte noch leisten können. Trotz des Schocks des Ukrainekriegs dürfen wir die langfristigen Krisen aber nicht vergessen. Die Klima- und die Artenvielfaltskrise sind dominant und werden uns weiter begleiten. Wir sind sicher, dass regional erzeugte Bio- und Umweltprodukte deshalb auch weiterhin eine große Rolle beim Einkaufsverhalten spielen.


Wie wirken sich die höheren Preise auf das Kundenverhalten aus?


Artzt-Steinbrink: Das lässt sich bisher nur schwer abschätzen. Im Vergleich zur Coronakrise sind die Absätze zurückgegangen. Ich sehe aber eine Chance darin, dass auch die konventionellen Produkte teurer werden. Damit verringern sich die Preisabstände zu Bioprodukten. So könnten auch neue Kunden zu Bioprodukten greifen.


Ihr Grundpreis lag im Juni bei 51 ct je kg Milch, andere Biomolkereien zahlten da schon bis zu 6 ct je kg mehr. Woran liegt das?


Kleinsorge: Mit unserem Produktmix können wir Marktverwerfungen nur schwer ausgleichen. Wir arbeiten an einer besseren Proteinvermarktung und können im neuen Werk längere Haltbarkeiten erzielen. Wir setzen auf mehrere Bausteine, um eine höhere Wertschöpfung zu generieren und mehr Milchgeld zahlen zu können. Das neue Werk schafft die Voraussetzungen.


Wann gehts aufwärts?


Kleinsorge: Die Märkte lassen sich schwer einschätzen. Unsere oberste Priorität ist derzeit die Produktion im Neubau ans Laufen zu bekommen.


Steigende Kosten lassen sich oft nur durch steigende Umsätze kompensieren. Welche Lösungen haben Sie?


Kleinsorge: Wir haben die Prozesse optimiert, damit ist weniger Personal notwendig. Und wir profitieren von Energieeinsparungen durch das Blockheizkraftwerk und die Solaranlage.


Wird die Verarbeitungsmenge erhöht?


Kleinsorge: Aktuell verarbeiten wir 43 Mio. kg Milch/Jahr. Im neuen Werk sind bis zu 60 Mio. kg möglich. Für eine bestmögliche Verwertung werden wir die Menge schrittweise erhöhen.


Gibt es zurzeit überhaupt umstellungswillige Landwirte?


Artzt-Steinbrink: Aktuell haben wir weniger Anfragen als vor drei bis vier Monaten. Das erklären wir uns damit, dass die konventionellen Milchpreise gerade ungewöhnlich hoch sind.


Kleinsorge: Generell sind wir offen für neue Betriebe in unserem Einzugsgebiet, also im Radius von 100 km.


Was bedeutet der Strukturwandel für die Upländer Bauernmolkerei?


Kleinsorge: Die Altersstruktur bei unseren Lieferanten ist recht hoch. Jedes Jahr geben 2 bis 5% die Milchviehhaltung auf. Das bereitet uns schon Sorge.


Wäre es für Sie eine Option, Biomilch am Spotmarkt einzukaufen?


Artzt-Steinbrink: Nein. Der Spotmarkt bietet nicht die Qualität, die wir voraussetzen. Außerdem wollen wir unsere Regionalität beibehalten.


Könnten Sie sich denn vorstellen auch konventionelle Milch zu verarbeiten oder Milchalternativen herzustellen?


Kleinsorge: Die Verarbeitung von konventioneller Milch ist keine Option. Wir sind mit den vorhandenen Verarbeitungskapazitäten auf Biomilch eingestellt und es würde nicht zu der Förderung passen, die wir für den Neubau in Anspruch genommen haben.


Artzt-Steinbrink: Über vegane Alternativen aus regionalem Getreide denken wir auf lange Sicht aber nach.


Wo sehen Sie das Unternehmen und die Milchviehhalter in zehn Jahren?


Artzt-Steinbrink: Ich denke, es wird mehr Spezialmilchen geben. Eine Abgrenzung mit Weide- oder Heumilch am Markt wäre eine Option. Weidehaltung ist gut für Umwelt und Klima. Unsere Landwirte setzen das schon jetzt um.


Kleinsorge: Spannend bleibt, wie sich die Struktur der Landwirtschaft entwickelt. Es ist wichtig, dass die Zahl der Betriebe erhalten bleibt. Vielleicht kommen ja sogar neue hinzu. Um das zu erreichen, müssen Politik und die gesamte Lieferkette mitwirken.


Ihr Kontakt zur Redaktion:kirsten.gierse-westermeier@topagrar.com

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